Klez.e – Desintegration

Klez.e

Funkstille ist doof. Das haben – glücklicherweise – auch Klez.e endlich erkannt und präsentieren ihr erstes Album seit 2009 („Vom Feuer der Gaben“). Auf „Desintegration“ reisen sie zurück ins Jahr 1989, lassen für kurze Momente die Mauer wiederauferstehen und setzen sich gewissermaßen mit der Kindheit und Jugend von Mastermind Tobias Siebert im Osten Deutschlands auseinander. Mehr noch, 1989 war auch das Jahr, in dem das legendäre Cure-Album „Disintegration“ erschien.

Tatsächlich geht so manche Passage als Hommage an die Goth- und Wave-Legenden durch. Klez.e reproduzieren phasenweise den klassischen Gitarrensound von The Cure und betten diesen gekonnt in ihren düsteren, melancholischen Sound ein. Post Punk und Co. lassen grüßen, wenn der Opener „Mauern“ langsam anrollt und mit bestimmter Schwerfälligkeit gekonnt unter die Haut geht. Siebert sinniert und leidet, nur um im folgenden „Flammen“ den post-modernen Wave-Pop von Drangsal in endlose Finsternis hinabzuziehen.

Seinen Höhepunkt findet „Desintegration“ in „Drohnen“, der zweiten überlangen Monstrosität dieser Platte. Zögerlich und fragil rollt der Gigant an, suhlt sich in Selbstzweifeln und beklemmender Melodik mit fatalistischen Untertönen und stetem Pendeln zwischen Sinnsuche und Understatement. Dass der zweite Riese „November“ ein wenig zurückhinkt und vergleichsweise brav, ja sogar unscheinbar wirkt, passt ins Bild – gemeinsam mit dem etwas zu seichten „Shhwarz“ ein etwas mauer Mittelteil.

Rundherum zeigen sich Klez.e jedoch von ihrer Schokoladenseite und lassen auf „Desintegration“ tatsächlich über weite Strecken den alten Cure-Spirit hochleben. Zögerlich und fragil ist das, was sich hier abspielt, allemal, wobei Siebert und Konsorten bei aller tiefer Verneigung zu keiner Zeit auf ihren eigenen Sound vergessen und trotz Häutung unverkennbar Klez.e bleiben – nur eben noch düsterer und mechanischer. Willkommen zurück.

Klez.e - Desintegration

Desintegration
VÖ: 13.01.2017
Staatsakt / Caroline (Universal Music)

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