Bonobo – Migration
Skrillex, Disclosure, Four Tet – wenn es um musikalische Lieblinge geht, berufen sie alle sich auf Bonobo. Als Simon Green im britischen Brighton geboren, schlug der 40jährige bereits vorJahren seine Zelte in Los Angeles auf und verdichtet seine gefühlsbetonte Vision von elektronischer Musik seither konsequent weiter. Auf „Migration“ befasst er sich nun mit dem Gedanken von Heimat in Verbindung mit Identität in multikulturellen Zeiten.
Wie bei Bonobo üblich, spielen sich seine Tracks in überwiegend ruhigen Gefilden zwischen Electronica, Downtempo und einem Hauch von Ambient ab. Wenn in „Kerala“ plötzlich ein Brandy-Sample ertönt und mit intensiven Arpeggios und Wendungen kollidiert, geht die sprichwörtliche Sonne auf. Michael Milosh (Rhye) taucht im filigranen „Break Apart“ auf, das seiner Hauptband durchaus entgegenkäme. Beseelter Minimalismus trifft auf butterweiche, soulige Untertöne.
Zu den weiteren Gästen zählt Nick Murphy, der kürzlich sein Pseudonym Chet Faker ablegte und „No Reason“, dem Herzstück dieses Albums, seine Stimme leiht. Siebeneinhalb Minuten lang brodelt es unter der Oberfläche, begleitet von intensivem Gesang und faszinierenden, vielschichtigen Melodien. In „Outlier“ wandelt sich zwartes Ambient-Rauschen nach und nach in beinahe progressiv anmutende House-Klänge, während das fanatische, pumpende „Bambro Koyo Granda“ die marokkanische Band Innov Gnawa zu einem herrlichen Genre-Clash einlädt.
„Migration“ verlangt Geduld und Sitzfleisch, denn über weite Strecken scheint erst einmal gar nichts zu passieren. Natürlich hat der minutiös genaue Aufbau der einzelnen Songs Methode; eine Methode, die sich erst nach mehreren Durchläufen so richtig erschließen will. Clevere Arrangements, herrlich entspannende Songs und urplötzliche, dennoch penibel genauestens vorbereitete Explosionen laden zu einer Art elektronischen Wellness-Erfahrung ein. Zartes Wellenrauschen inklusive.
Migration
VÖ: 13.01.2017
Ninja Tune (Rough Trade)
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