Vederkast – Northern Gothic

Nördlich des Polarkreises liegt Tromsø, die sympathische norwegische Stadt mit der nördlichsten Universität der Welt. Auf der selben geographischen Breite wie Nord-Alaska spielen sich besondere Naturschauspiele ab, die sich auch im Sound von Vederkast niedergeschlagen haben. Das Quartett vermengt Stoner- und Hardcore-Elemente mit unwiderstehlichen Pop-Klängen und dicken Riffs. „Northern Gothic“ nennen sie ihr aktuelles Album, das nun endlich auch im Rest Europas erscheint.

Wuchtig, stellenweise beinahe proggig brettert der Sound der Norweger aus den Boxen. Kaum setzen die ersten Töne des Openers „Skirmish“ ein, ist jeglicher Widerstand gebrochen. Dicke Grooves, unheimlich eingängige Strophen mit Synthi-Anteilen und dicke Riff-Gewitter im Refrain, begleitet von Paul Aronsens wuchtigen wie kathartischen Vocals, sorgen von der ersten Sekunde an für Gänsehaut. Zwischen Mastodon, Torche und Baroness war offensichtlich noch ein Plätzchen frei.

Immer wieder sorgen Vederkast für bewegende, aufwühlende Momente. Ein „Into The Unknown“, um eines von vielen Beispielen herauszugreifen, gestaltet sich immer wieder unwahrscheinlich intensiv, druckvoll und doch so harmonisch. Aronsens raue und doch so melodische Stimme entlädt sich laufend und erinnert zuweilen an die amerikanische Post-Grunge-Szene zum Jahrtausendwechsel, wenngleich ohne peinlichen Beigeschmack. Einzig in „My Burden“ stottert das Quartett ein wenig, weil die an sich gute Idee für sieben Minuten zu dünn ausfällt, doch mit dem mächtigen, noch längeren „Remain“ und dem Dampfhammer „The View“ wird dieser Makel locker aufgewogen.

Gänsehaut ist bei „Northern Gothic“ sozusagen inklusive. Die druckvolle und doch harmonische Präsentation dieser gut 50 Minuten beeindruckt, gerade angesichts der autarken Arbeitsweise ohne Label-Unterstützung. Vederkast nehmen es sogar mit nordamerikanischen Größen auf und kreuzen Pop-Appeal mit Riffgewalt auf beängstigend gute Weise. Ein paar kleinere Kinderkrankheiten gilt es noch abzustellen, der Weg ist jedoch mehr als nur richtig.

Northern Gothic
VÖ: 09.12.2016
Eigenvertrieb

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