Douglas Dare – Aforger
Als Douglas Dare vor zweieinhalb Jahren mit „Whelm“ aufschlug, sorgte der Singer/Songwriter und Pianist für wohlwollenden Beifall von Kritikern und Fans angesichts seiner mutigen Dekonstruktion gängiger Pop-Schablonen. Danach ging er durch eine musikalisch (als Support-Act von Nils Frahm, Fink und Ólafur Arnalds) sowie privat (Outing vor dem Vater, Trennung vom Freund) abenteuerliche Phase. „Aforger“ zeigt den Briten nun stärker und doch persönlicher denn je.
„Aforger“, ein auf „a forger“ (dt. „ein Fälscher“) bezogenes Wortspiel, will kein Trennungsalbum sein, auch wenn sich Dare freilich mit dem Betrug durch seinen ehemaligen Lebensgefährten auseinandersetzt. Der leidenschaftliche, mitreißende Opener „Doublethink“ bezieht sich auf George Orwells Konzept aus „1984“ und legt Unwissenheit als Schutz vor der Wahrheit aus. Begleitet von Piano und sachten Beats, singt sich der Brite in einen Rausch, deutet für wenige Momente Coldplay-Harmonien an und bleibt doch fest im neoklassischen Pop-Sattel sitzen.
„Binary“ handelt von Technologie, Verlust und Erinnerung. Das faszinierende Gedankenspiel wird auf ein minimalistisches und doch intensives Arrangement heruntergebrochen. Post-Dubstep-Rhythmik, sachte Backings, ein Hauch von Melodie und der eindringlihce Gesang des Briten reißen ebenso mit wie das sehr persönliche, an einen leicht abwegigen Rauschzustand erinnernde „Oh Father“ oder das vertrackte, sprunghaft-eingängige „Thinking Of Him“. Im schroffen, mit sieben Minuten Spielzeit herrlich end- und atemlosen Finale „Rex“ schreitet Douglas Dare durch weite, avantgardistisch angehauchte Täler und philosophiert gar mitreißend über Sein und Schein.
Oft wähnt man sich einem künstlerisch wertvollen wie anspruchsvollen Gedankenprozess beizuwohnen, der von Songfragmenten und ausformulierten Arrangement-Ideen begleitet wird. Nicht jeder Track funktioniert – „Stranger“ und „The Edge“ verlaufen sich irgendwo -, im Gesamten bewegt „Aforger“ jedoch, reißt mit, wühlt auf, begeistert und inspiriert. Mut, Charme, Energie und Verletzlichkeit harmonieren gar bewegend und lassen auch Douglas Dares neuesten Streich gar wunderbar gelingen.
Aforger
VÖ: 14.10.2016
Erased Tapes (Indigo)
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