Sauropod – Roaring At The Storm
Darf man im Fall von Sauropod bereits von einem Hype sprechen? Eingängige Szene-Medien überschlagen sich bereits mit Lob und sprechen von einer der besten Newcomer-Platten des Jahres. Dabei scheinen sich die drei Norweger selbst eher in Understatement zu üben und lassen vornehmlich die Musik sprechen. Und die hat es tatsächlich in sich: „Roaring At The Storm“ vereint Grunge, Alternative und Indie, Punk, Pop und Acoustic auf einer knappen halben Stunde.
Prunkstück dieses Debüts ist seine Unberechenbarkeit. So meint man an jeder Ecke, mit jedem Track neue Facetten dieses Trios zu entdecken, selbst nach mehreren Durchläufen. Beispiel gefällig? „You And Me Should Leave Together Tonight“ eröffnet als launiger Indie-Punker mit klassischer Akkord-Folge, Odd-Pop-Einschub und scharfkantig-hymnischem Refrain. Das folgende „Winter Song“ behandelt die wütend-eingängige Seite des Grunge, lässt mächtige Hooklines auf kratzbürstige Dynamik treffen. Ein „Sunny Day“ erinnert hingegen stellenweise an die Anfänge des Rock’n’Roll, dann wieder an die etwas düsteren Vertreter britischer Indie-Sounds der 80er und 90er Jahre.
Gelten die rein akustischen Songs „On The Hill“ und „Running Song“ angesichts dieser Bandbreite überhaupt als Überraschungen? Andererseits, was auf einem so kuriosen Album aus dem Rahmen fällt, muss etwas Besonderes sein. Zwischendurch packen Sauropod das unwiderstehliche, scharfkantige „Edge Of A Cloud“ aus, auf dem so ziemlich alle musikalischen Einflüsse der Norweger miteinander kollidieren, während „Hausmania“ in zwei atemlosen Minuten das gesamte Spektraum an Indie-Punk-Atemlosigkeit durchprügelt.
Freilich ist „Roaring At The Storm“ trotz allem auf der kurzen Seite des Hektik-Spektrums (oder ‚Hektrums‘, um im Telegramm-Stil dieses Einstands zu bleiben) angesiedelt und hätte vielleicht zwei bis drei weitere Tracks gut vertragen. Letztlich leiert das Sauropod-Debüt die Repeat-Taste vollends aus, denn der latente Wahnsinn, der hier immer wieder durchscheint, will immer, immer wieder erkundet und analysiert werden. Bockig gerockt, locker aus der Hüfte, ja sogar ein wenig rührselig – in Norwegen wächst tatsächlich Großes heran.
Roaring At The Storm
VÖ: 16.09.2016
popup-records (Soulfood Music)
Sauropod @ Facebook
„Roaring At The Storm“ @ Amazon kaufen