Hansen & Friends – XXX – Three Decades In Metal
Jubiläen sind ja immer so eine Sache. Oft werden sie von Bands dazu genutzt, eine Best Of-Rückschau ihres Schaffens in die Läden zu bringen, in anderen Fällen werden alte Songs neu eingespielt und auf zumeist eher zweifelhaften Retroscheiben veröffentlicht. Kai Hansen, seines Zeichens Ex-Helloween-Gitarrist und Sänger sowie Gitarrist und Songschreiber bei seiner Band Gamma Ray und bei Unisonic, geht einen anderen Weg. Nicht nur, dass es ungewöhnlich ist, wenn ein Künstler, der sonst nur aus Bandzusammenhängen bekannt ist, zu seinem persönlichen 30-jährigem Schaffensjubiläum eine Soloscheibe veröffentlicht, nein, sein Album „XXX – Three Decades In Metal“ ist auch frei von aufgewärmten Altlasten und enthält zehn brandneue Kompositionen und jede Menge Kollaborationen mit dem Who-is-Who der deutschen Heavy-Szene.
Die äußerst abwechslungsreiche Scheibe, auf der es neben Helloween-typischem Melodic Speed Metal auch klassischen Heavy Metal, Hard Rock, Symphonic Metal und AOR zu hören gibt, beginnt mit dem vorab als Single ausgekoppelten „Born Free“. Die mitsingkompatible Melodic Speed-Nummer hätte auch auf dem letzten Gamma Ray-Album „Empire Of The Undead“ eine gute Figur gemacht. Schon hier fällt auf, dass Kai Hansen sich für seine Soloscheibe mit dem Heaven Shall Burn-Gitarristen Alex Dietz, der auf „XXX – Three Decades In Metal“ den Posten des Bassisten übernommen hat, dem Gitarristen Eike Freese (Dark Age) und dem Carcass-Drummer Daniel Wilding kompetente Mitstreiter ausgewählt hat.
Auch die Namen der Gäste können sich lesen lassen: So gibt Ralf Scheepers beim Accept-lastigen „Enemies Of Fun“ eine Kostprobe seiner rauen Rockröhre, während Twisted Sister-Sänger Dee Snider den Hard Rock-lastigen „Contract Song“ veredelt. Auch Tobias Sammet (Edguy, Avantasia) macht eine gute Figur bei „Making Headlines“ – der starke Song könnte stilistisch durchaus von Edguy stammen. Nicht nur Blind Guardian-Fronter Hansi Kürsch, sondern auch Kais Sohn Tim Hansen geben beim Speed-Kracher „Follow The Sun“ ihr Stelldichein. Mit Michael Kiske taucht schließlich auch ein ehemaliger (Helloween) wie auch aktueller (Unisonic) Mitstreiter Kai Hansens auf der Gästeliste auf. Sein nach wie vor sehr markantes Gesangsorgan findet Einsatz bei der launigen Heavy Metal-Nummer „Stranger In Time“.
Die genannten Namen bilden aber nur einen kleinen Ausschnitt der illustren Gästeliste ab – Kai Hansen hat hier in der Tat nicht gekleckert, sondern ordentlich geklotzt. Das gilt auch für die Qualität vieler weiterer Songs. So sollen auch die Symphonic Metal-Nummer „Fire And Ice“, die Halbballade „All Or Nothing“ und das an die Pretty Maids erinnernde Melodic Rock-Highlight „Burning Bridges“ positiv erwähnt werden, während es mit „Left Behind“ nur einen einzigen qualitativen Ausfall zu vermelden gibt. Alles in allem ist Kai Hansen mit seinem Soloalbum, dessen Erlös zum Teil in die „Wacken Foundation“ (zur Förderung neuer musikalischer Talente) fließt, ein absoluter Volltreffer gelungen. Apropos Wacken: Just dort hatte Kai Hansen mit seiner Solo-Begleittruppe seinen ersten und einzigen Live-Auftritt absolviert. Weitere Konzerte wird es leider nicht geben -ein Grund mehr, sich „XXX – Three Decades In Metal“ zu holen, um die tollen Songs zumindest auf Konserve genießen zu können.
XXX – Three Decades In Metal
VÖ: 16.09.2016
earMUSIC (Edel)
Kai Hansen @ Facebook
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