God Damn – Everything Ever
Kaum zu glauben, dass sich die Musiker hinter God Damn einst als Indie-Pop-Band versuchten. Der rohe, schroffe, punkige gegenwärtige Sound deutet keinesfalls daraufhin. Ein lebensgefährlicher Kollaps von Dave Copson führte einst zum Reset und dem mächtigen Debüt „Vultures“. Auf den durchaus sensationellen Einstand folgt nun „Everything Ever“, das einmal mehr Riffgewalt mit Melodik, bärtigen Rock mit eingängiger Punk-Dynamik koppelt.
In 13 pointierten wie mitreißenden Kapiteln packen God Damn ihr gesamtes musikalisches Spektrum aus. Zwischen Dreck und klassischer Rock’n’Roll-Energie macht sich beispielsweise „Dead To Me“ breit. Punk-Spirit trifft wildes Spucken und unterschwellige Eingängigkeit mit Alternative-Ethos. Darauf baut ein „Ghost“ auf, dessen manischer Drive gepaart mit einem B.R.M.C.-Riff und beinahe metallischer Gitarrenwand ordentlich Dampf macht. Eigentlich passiert in diesen vier Minuten nicht sonderlich viel, doch die schiere Wucht des Arrangements macht aus einer schlichten Nummer einen kleinen Hit.
Diese dicke und doch pointierte Produktion wird fortan zum Dauerbegleiter. Ein „It Bites“ klingt unheimlich evil und deutet sogar einen Hauch von Metal an, bleibt aber letztlich im angepissten Noise-Punk-Feld mit herrlicher Hookline hängen und paart die Cancer Bats mit Death From Above 1979. Das strukturierte und doch brodelnde Auftreten von „Sing This“ ist mindestens so willkommen wie der kratzbürstige Anti-Blues mit Talkbox von „Let’s Speak“ oder das vogelwilde, gekonnt überdrehte „Fake Prisons“.
Einzig ein wahrer Überflieger fehlt, doch angesichts der konstant hohen, hypnotisierenden Qualität der Songs macht das nichts aus. „Everything Ever“ bewegt sich auf durchgehend gutem bis hohem Niveau mit mörderischer Energie und ansteckender Spielfreude. Mit einfachsten Mitteln erreichen God Damn das bestmögliche Resultat und unterhalten auf schnörkellose wie sympathische Art und Weise.
Everything Ever
VÖ: 23.09.2016
One Little Indian Records (Rough Trade)
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