Wild Beasts – Boy King
Hayden Thorpe wollte ein Soul-Album aufnehmen, Tom Fleming brachte aber eine Gitarre mit ins Studio. Nach dem elektronischen „Present Tense“ planten Wild Beasts musikalische Veränderung. Aus der kreativen Spannung der beiden Köpfe der Band entstand eine Platte, die sowohl als auch ist – gleichermaßen scharfkantig und einfühlsam, tanzbar und sogar poppig. „Boy King“, das sind zehn unheimlich charmante Songs mit viel Gefühl und einer gesunden Portion Widerborstigkeit.
Natürlich gibt es Tracks, in denen eine der beiden kreativen Kräfte die Oberhand behält. „Celestial Creatures“ kommt beispielsweise weitestgehend ohne Gitarren-Unterstützung aus und mutiert zum butterweichen, einprägsamen Electro-Soul-Song. Ein „He The Colossus“ hingegen erinnert an eine Mischung aus Kasabian und Hot Chip. Wenn Fleming in die Saiten haut, erzittert das Gebälk, denn diese kurzen aber intensiven Momente bleiben mit ihrer schieren Power sofort hängen.
Am besten sind Wild Beasts aber dann, wenn beide Welten miteinander kollidieren. Ein „Tough Guy“ ist heavy, sexy, ja sogar ein wenig funky, erinnert dabei aber an jene Form alternativer elektronischer Popmusik, die man eher von Everything Everything, ja sogar alt-J kennt. „Eat Your Heart Out Adonis“ mutet mit seiner manischen Bassline, die neben nüchternem Understatement und einer weiteren bissigen Gitarren wabert, durchaus düster und mystisch an. Und dann ist da noch „Alpha Female“, das zwischen Beatmonster und Alt-Rock-Gott pendelt – ein Meisterwerk mit all seinen Beeps, Bleeps und anderen Störsignalen.
Das darf – und soll – man natürlich absolut großartig finden, denn die Art und Weise, wie Wild Beasts vertraute elektronische Klänge und wilde Soul- sowie Rock-Einflüsse auf einen Haufen werfen, darauf herumtrampeln und schließlich kleine Songperlen ausspucken, fasziniert. Vor allem aber unterhält „Boy King“ mit seinen Details, mit stetig neu zu entdeckenden Feinheiten und unheimlich viel Gefühl. Die kreative Spannung zwischen Fleming und Thorpe bringt das bis dato vielleicht beste Album des Quartetts hervor.
Boy King
VÖ: 05.08.2016
Domino Records (Goodtogo)
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