Robbing Millions – Robbing Millions
Wenn ein Improv-Jazzgitarrist und ein Cartoonist eine Band gründen, dann erwartet man… psychedelisch-verträumten Synthi-Pop? Geschichte wie Sound hinter Robbing Millions wollen nicht zusammenpassen, und doch macht das Duo aus dem belgischen Molenbeek Laune. Nach ersten Bandcamp-Releases und diversen Festival-Auftritten steht nun das schlicht „Robbing Millions“ betitelte Debütalbum in den Läden, das sich als Hommage an die Liebe der Beiden zur Pop-Historie versteht.
Schräg? Und wie! Die beiden Opener verdeutlichen den musikalischen Spagat dieses Einstands. Zunächst wildert „WIAGW“ tief in psychedlischen Gefilden, unterstützt von gelegentlich aufbrandenden Gitarren, Whistles und minimalistischen Synthis. Wirklich gewöhnungsbedürftig sind aber die Helium-Vocals, letztlich vielleicht etwas zu viel des Guten. Schlecht ist der Song aber deswegen keinesfalls. Im folgenden „8 Is The Figure That I Like The Most“ versuchen sich Robbing Millions an vergleichsweise direkten Strukturen – mehr Gesang, mehr Melodik, verspielt und doch klar arrangiert. Dass diese vier Minuten zwischendurch schon mal zum Träumen einladen, ist ein angenehmer Nebeneffekt.
Halb Spagat, halb Zwiespalt – dieser gemischte Eindruck zieht sich durch das gesamte Album. Ein „Tupperware“ überrascht mit düsterem Aufgalopp, wechselt schließlich in Math-Pop-Gefilde (unterstützt durch eine kuschelige Akustik-Gitarre) und verliert sich schließlich in psychedelischen Gefilden. Ähnlich gewöhnungsbedürftig und zwischendurch überraschend hart gestaltet sich auch „What Makes Me Feel Old“, das schon mal ordentlich Rock-Punch mitbringt. Selbst das beseelt blubbernde Finale „You Fall Off Your Chair“ erweckt stetig den Eindruck, als wäre der Komplettabsturz nah.
Robbing Millions sitzen zwischen den Stühlen, die durchaus wackeln. Hinsichtlich Sound und Präsentation erinnert das schon mal an das verteufelte „Congratulations“-Album von MGMT. Vielleicht will das Duo zu viel, vielleicht ist es sich auch nicht komplett im Klaren darüber, wohin die Reise gehen soll. „Robbing Millions“ als Album deswegen zu verteufeln, wäre aber fatal, denn wirklich schlechte Momente gibt es nicht. Als Klangreise, bevorzugt mit Kopfhörern und/oder im Liegestuhl, hat dieses Debüt gewaltigen Charme und wirkt wie ein konstanter Aufbruch hin zu neuen Ufern. Wo diese liegen sollen, darüber sind sich die Belgier wohl selbst noch nicht im Klaren.
Robbing Millions
VÖ: 26.08.2016
[PIAS] Records (Rough Trade)
Robbing Millions @ Facebook
„Robbing Millions“ @ Amazon kaufen