Dinosaur Jr. – Give A Glimpse Of What Yer Not

Seit ihrer Reunion vor über einem Jahrzehnt sind Dinosaur Jr. tatsächlich zur verlässlichen Kreativkraft geworden und haben seither mehr Alben veröffentlicht als zu ihrer goldenen Zeit in den 80er Jahren. Zuletzt standen allerdings vornehmlich Nebenprojekte auf dem Programm. Sweet Apple, Sebadoh und die Solokarriere von J Mascis sorgen dafür, dass die letzte Platte „I Bet To Sky“ bereits vier Jahre zurückliegt. Nun melden sich die Indie- und Alternative-Helden mit „Give A Glimpse Of What Yer Not“ zurück und klingen damit so kraftvoll wie eh und je.

Nach all diesen Jahren und Jahrzehnten erkennt man Dinosaur Jr.-Songs sofort. Auch hört man, dass neun der elf Songs von Mascis stammen, der trotz aller Nebenschauplätze dennoch genau weiß, wie seine Hauptband zu klingen hat. „Goin Down“ eröffnet so, wie es sich gehört – kurze Distortionschleife, dann ein wildes, beinahe punkiges Riff und schließlich melodisches Gewitter. Der Trademark-Gesang, Murphs gleichermaßen rohes wie präzises Drumming und Barlows Bassgewitter: Natürlich überschlägt sich das entrückte, leicht schiefe Gitarrensolo und rundet einen typischen Old-School-Track gelungen ab.

Was ebenso auffällt: Die ruhigeren Momente nehmen auf „Give A Glimpse Of What Yer Not“ deutlich zu. Bei einem „Knocked Around“ wartet man die ganze Zeit, dass Dinosaur Jr. einen Gang höher schalten. Sobald das passiert, hebt ein bis dato unscheinbarer Song ab. Dennoch sind die etwas gefühlduseligeren Momente Barlows, darunter „Love Is…“ und „Left/Right“, insgesamt die schwächeren Episoden dieser Platte, abgefangen durch das brodelnde „I Told Everyone“ oder das überraschend verruchte „Mirror“.

Gerne hätte es der eine oder andere bissigere Rocker vom Kaliber des Openers mehr sein dürfen, und so dauert es schon mal ein wenig, bis die einzelnen Tracks ihre volle Wirkung entfalten. „Give A Glimpse Of What Yer Not“ entpuppt sich als waschechter Grower und weiß, kleinere Längen und Schwachstellen hier und da, abermals zu unterhalten. Fast jeder Song funktioniert letztlich doch, wenn auch mit Anlauf. Mascis und Konsorten wissen nach wie vor, wie es geht. Der Spätsommer dankt es ihnen.

Give A Glimpse Of What Yer Not
VÖ: 05.08.2016
Jagjaguwar (Cargo Records)

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