Yucatan – Uwch Gopa’r Mynydd
Neben Island war Halbfinalist Wales DIE Sensation der Fußball-Europameisterschaft 2016. Aber wie steht es eigentlich um die Musikszene im Westen des Brexit-gebeutelten Vereinigten Königreichs? Neben diversen Granden drängen nun Yucatan nach vorne, die fast ausschließlich auf Walisisch singen und dabei – der Kreis schließt sich – wie Isländer klingen. Ihr zweites Album „Uwch Gopa’r Mynydd“ („Oberhalb des Berggipfels“) brachte ihnen unter anderem eine gemeinsame Tour mit den Charlatans ein und nun, endlich, auch einen Release in Deutschland.
Ein wenig Sigur Rós hier, ein Hauch von The Twilight Sad da, dazu viel Pop und Avantgarde im Post-Rock-Gebräu: „Uwch Gopa’r Mynydd“ ist eine herrlich seltsame und eigentümliche Platte geworden. Butterweich und von jeglichen irdischen Zwängen losgelöst, schweben helle und doch so intensive Vocals über nicht minder spannenden Arrangements. Da wäre beispielsweise „Halen Daear A Sŵn Y Môr“, das gar herrlich umherwiegt, sogar einen Hauch von Shoegaze einbringt und jene luftige Leichtigkeit einbringt, die das Frühjahr mit dem Sommer verbindet, zugleich aber einen ersten Ausblick auf den goldenen Herbst wagt.
Post Rock in Reinkultur serviert hingegen „Llyn Tawelwch“ mit seinem langsamen, behäbigem Aufbau, der schließlich Richtung lauteres, dezent verzerrtes Finale führt. Der Genre-typische Ausbruch fehlt zwar, doch als kathartisches, emotionales Finale ohne Explosion bewegt auch dieser Ausflug. In „Cwm Llwm“ wird es tatsächlich ein wenig lauter, allerdings eher durch Violine und Fidel bedingt, welche die bittersüße Ausrichtung des Arrangements unterstreichen. In „Ocheanaid“ experimentieren Yucatan gar ein wenig mit Patterns und dezenter Elektronik, vermengen ihre ganz persönliche Idee von Chillout und Ambient mit Post-Magie.
Es ist ein gar gefühlvolles Stück Musik geworden, das seinen Weg von Wales nach Deutschland macht. „Uwch Gopa’r Mynydd“ leuchtet eine ganz neue Dimension von Post Rock aus, nämlich dessen poppigere, emotionalere Ebene, die einerseits isländische Färbung trägt, andererseits aber avantgardistische Shoegaze-Elemente mit Ambient vermengt. Auf Wolken gebettet, schweben Yucatan durch ihr zweites Album, das zum Begleiter durch den Jahreskreis werden könnte.
Uwch Gopa’r Mynydd
VÖ: 15.07.2016
Stargazer Records (Broken Silence)
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