Darlingside – Birds Say
Bands mit mehr als einem Sänger sind eher selten, aber gleich vier Stimmen? Tatsächlich singt bei Darlingside jeder – in eigenen Passagen, in eigenen Tracks, aber gerne auch gemeinsam. Das US-Quartett vermischt Folk mit Chamber-Pop und sympathischem Indie-Flair, gemütlich fließenden Arrangements und leicht nachdenklicher Emotionalität. Süßlich und doch erdig: „Birds Say“, das zweite Album, ist eine Grenzerfahrung im positiven Sinn.
Wenig bis gar kein Rhythmus – der vor drei Jahren ausgestiegene Drummer wurde nicht ersetzt – wird durch feinsinnige Gitarren, Violinen, Mandolinen, Banjos und Gesang ersetzt. Das Ergebnis ist weich, sanft, ja sogar ein wenig magisch. Wie „White Horses“ durch Chorgesang und minimalistische Instrumentierung gar abgefahrene, intensive Strahlkraft absondert, beeindruckt. Diese vier Minuten machen deutlich, wohin der weg von Mumford & Sons hätte gehen können, vielleicht auch sollen.
Ganz so rosig gestaltet sich das übrige Material zwar nicht, ist aber wohl mit so manchem Highlight gesegnet. Da wäre beispielsweise das psychedelisch schillernde „Do You Ever Live?“ mit dramatischer Note oder das von feinsinniger Elektronik durchzogene „Harrison Ford“, der vielleicht radiotauglichste Song der Platte mit deutlicher José González-Schlagseite. In ähnlichen Gefilden bewegt sich auch der kurze aber pointierte Titelsong „Birds Say“, der stellenweise ein klein wenig an „Time To Send Someone Away“ erinnert.
Im Westentaschen-Epos „Volcano Sky“ spitzen Darlingside ihr vertontes Leid schließlich zu, wohl aber mit gemischtem Ergebnis. So ganz will man ihnen den angedeuteten Schmerz nicht abnehmen, aber das scheint gewissermaßen auch ‚by design‘ zu sein. Nicht jede Idee trifft ins Schwarze, doch die Grundidee von „Birds Say“ zwischen schillernd-alternativem Pop mit Fokus auf Atmosphäre, Folk-Traditionalismus und Indie-Emotion unterhält. Gewöhnungsbedürftig aber reizvoll – hoffentlich a sign of things to come.
Birds Say
VÖ: 15.07.2016
More Doug Records / Thirty Tigers (AL!VE)
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