Bosco Rogers – Post Exotic

Bosco Rogers

Wer nach wie vor auf der Suche nach dem etwas anderen Sommer-Soundtrack ist, könnte jetzt fündig werden. Bosco Rogers, ein französisch-britisches Duo, wie es nur eine Prä-Brexit-Gesellschaft gestatten würde, mischt trendige Sounds der letzten 50 Jahre. Psychedelia trifft auf Flower Power, Funk kollidert mit Punk, Surf-Pop läuft auf Indie auf. Das hört sich ziemlich wirr an, klingt über weite Strecken auch so. Und doch, oder gerade deswegen, macht das Debütalbum „Post Exotic“ richtig viel Spaß.

Vor allem kann man sich an den herrlich abwechslungsreichen, kunterbunten Songs kaum satt hören, zumindest im Falle mancher Tracks. Da wäre beispielsweise „Buttercup“, das Junior Senior mit Punk und Flower Power vermengt, in knapp 100 Sekunden aber schon wieder vorbei ist – kurz, knallig, irgendwie amüsant. „True Romance“ ist der krasse Gegenpol; beinahe doppelt so lang, tanzbar und doch deutlich gemächlicher, in sich ruhend. Bosco Rogers schwelgen in Indie-Weisheiten, tänzeln durch die letzten anderthalb Dekaden und verbinden Phoenix mit nordamerikanischer Akribie.

Gelegentlich wagt sich das Duo zu weit hinaus. „Beach! Beach! Beach!“ mit seiner angedeuteten Hammond-Orgel und den abgedrehten Vocals ist beim ersten Mal ganz witzig, nützt sich aber erstaunlich schnell ab. Ähnliches gilt für „Googoo“, das durchaus Charme ab, aber ebenso wenig hängen bleibt wie der leicht melancholische Wave-Gehversuch „French Kiss“ oder das unnötige „Licky Licky Lick“. Eine Reihe an unterhaltsamen Tracks wiegt diese kleine Misere aber auf: „The Middle“ mit seinem lässigen Auftreten und der stilvoll gepfiffenen Melodie, das punkig-blumige „Drinking For Two“ mit einer Überdosis guter Laune oder der druckvolle Titeltrack, der Chanson auf Jazz und Indie-Punk treffen lässt.

Ab und an wollen Bosco Rogers zu viel, aber das passt gewissermaßen zu ihrem methodischen Wahnsinn, mit dem sie ihre kleinen und großen Songperlen aus den Boxen pressen. Mit gezielter Auswahl, ab und an ein wenig Nachsicht und frisch geputzten Tanzschuhen lässt sich „Post Exotic“ aber prima aushalten. Wer sich zu „Buttercup“ nicht bewegt oder heiße Tage ohne die Lässigkeit von „The Middle“ verbringen möchte, ist hier fehl am Platz.

Bosco Rogers - Post Exotic

Post Exotic
VÖ: 08.07.2016 (DL-Album)
Bleepmachine

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