Colvin & Earle – Colvin & Earle

Eine seit 30 Jahren währende Freundschaft findet endlich ihre musikalische Erfüllung. Folksängerin Shawn Colvin („Sunny Came Home“) und Roots-Musiker Steve Earle („Copperhead Road“) lernten sich auf der Bühne kennten und blieben sich seither stets verbunden, tourten 2014 sogar gemeinsam. Inspiriert durch die gemeinsame Akustik-Reise, entstand ein schlicht „Colvin & Earle“ betiteltes gemeinsames Album, das neues Material und Interpretationen von Genreklassikern zwischen Folk, Country, Roots Rock und Americana verbindet.

Die einzige nennenswerte Schwachstelle vorneweg: „Ruby Tuesday“ von den Rolling Stones ist zwar brav, letztlich aber unheimlich fad. Rundherum wird es dafür spektakulär. Mit dem düsteren „You’re Right, I’m Wrong“ wandelt das Duo auf den Spuren Robert Plants und Alison Krauss‘. Zittrig, Roots-lastig, beschwörend, von seiner dichten Atmosphäre durch vier aufregende Minuten getragen – an dieser bedrohlichen Urgewalt muss sich der Rest des Albums messen lassen.

Einen derart überragenden Moment sucht man zwar vergebens, doch das macht „Colvin & Earle“ alles andere als schwach. Im Gegenteil, bereits der herrlich beschwingte, leichtfüßige Opener „Come What May“ unterhält, mit dem Folk-Gospel „Tell Me Moses“ legt das Duo sogar nochmals einen drauf. Emmylou Harris‘ „Raise The Dead“ macht mindestens so viel Spaß wie das verspielte, überwiegend folkige „Happy & Free“. Für den bewegenden Abschluss „You’re Still Gone“ sollten Taschentücher bereitliegen.

Gewaltiger Ausreißer nach oben, minimale Schwachstelle, ansonsten durchgehend starkes Material – warum vereinen Shawn Colvin und Steve Earle ihre leicht rauen Reibeisen-Stimmen eigentlich erst jetzt? „Colvin & Earle“ zeugt von musikalischer Freundschaft, unheimlich viel Erfahrung und Bock auf gutes Songwriting. Den vollmundigen Vergleiche mit „Raising Sand“ hält das Debüt des Duos zwar nicht stand, muss es aber auch nicht. Fortsetzung hoffentlich nicht ausgeschlossen.

Colvin & Earle
VÖ: 10.06.2016
Fantasy Records / Concord (Universal Music)

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