Broncho – Double Vanity
„Class Historian“ war ein erster kleiner Indie-Hit, mit dem Broncho auf sich aufmerksam machten. Anstatt auf dieser Armada an Hooks aufzubauen, widmet sich das Quartett aus dem US-Bundesstaat Oklahoma nun einem Hauch von Nachdenklichkeit. Zittrige Gitarren, klare 80s-Referenzen und betonte Schwerfälligkeit schlagen ein neues Kapitel in der noch jungen Bandgeschichte auf. „Double Vanity“, das dritte Studioalbum, bricht mit dem bisherigen Schaffen.
Eine Rauchwolke legt sich über dieser Platte und will sich nicht so recht lichten. Entstellten, stark verzerrte Gitarren, deren an The Jesus And Mary Chain angelehnter Sound sich wie ein roter Faden durch „Double Vanity“ zieht, setzen bereits mit der ersten Note des Openers „All Time“ ein. Herrlich entrückt, mit ordentlich Hall und Distortion belegt, hüllt die Wand aus der Echokammer gleichzeitig in weiche Decken ein und beunruhigt mit betonter Zittrigkeit. Lakonische Vocals, Midtempo-Drumming und angedeuteter Dream-Pop verbinden Unwohlsein mit durchaus attraktivem Trance-Zustand.
Mit dem folgenden „Fantasy Boys“, ein über weite Strecken lupenreiner 80s-Dream-Pop-Track, finden sich Broncho schließlich. Dezente Anleihen an frühere Hook-Großtaten finden sich ebenso wie sympathisch kondensierte Verwirrung. Für „Speed Demon“ setzt es einen Hauch von Raveonettes-Biss, „Soak Up The Sun“ ist sommerliche Melancholie pur und „I Know You“ perfektioniert den dicken, plüschigen Gitarrensound schließlich. Das erinnert ein wenig an MGMT zu „Congratulations“-Zeiten und macht Laune.
Klar, die neue Broncho-Platte bringt eine nicht zu verachtende Umstellung mit sich, funktioniert aber trotzdem – vielleicht gerade deswegen – so gut. An den etwas anderen Gitarrensound gewöhnt man sich schnell, die leicht entrückten Echo-Vocals machen Laune, dezente Pop-Sprengsel halten den Mix zusammen. Kurzweilig, charmant und nach wie vor eingängig: „Double Vanity“ funktioniert prima, krasser Bruch hin oder her, und könnte zum etwas anderen Sommer-Soundtrack aufsteigen.
Double Vanity
VÖ: 24.06.2016
Dine Alone Records / Caroline (Universal Music)
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