Mayflower Madame – Observed In A Dream
Seit einigen Jahren erfreut sich kondensierte Düsternis wieder besonders großer Beliebtheit. Post Punk, Gothic Rock, Shoegaze und Industrial erleben eine große Renaissance. Davon könnten nun auch Mayflower Madame profitieren. Das Quartett aus Oslo machte in seiner norwegischen Heimat bereits vor drei Jahren mit der 12″ „Into The Haze“ auf sich aufmerksam, etwas später wurde man von den größten Radiostationen des Landes gespielt und durfte diverse Indie-Granden supporten. Mit dem Debütalbum „Observed In A Dream“ könnte nun auch der Rest Europas fallen.
Acht fieberhafte Kapitel ziehen entschlossen in den Abgrund hinab. Besagter Airplay-Hit, „Lovesick“, zählt zu den druckvolleren Tracks dieses Debüts. Das Hauptriff wirkt zeitlos, vermengt die Smiths mit den Anfängen des Rock’n’Roll, und überlässt schließlich gespenstischen Synthis und Trond Fagernes‘ sinistren, beschwörenden Vocals das Feld. Der Mann mit Hut verfügt über eindrucksvolle Präsenz und drückt mit wenigen Noten diesen drei klagenden wie treibenden Minuten seinen Stempel auf. Bauhaus und The Velvet Underground lassen grüßen.
Selbst eine neue Version von „Into The Haze“ findet hier Platz – noch nachdenklicher, noch schwerfälliger, noch beklemmender. Die Art und Weise, wie die Gitarren verführerisch über dem Arrangement tänzeln, hat Charme. Für „Upside Down (The Death Loop)“ schielt das Quartett sogar ein wenig Richtung Type O Negative, während „Confusion Hill“ mit Minimalismus, Gemütlichkeit und einem Hauch von Horror-Show geradezu manische Wirkung entfaltet. Für „Forever // The End Of Everything“ nehmen die Norweger schließlich noch alle Shoegaze-Fans mit auf eine abgewrackte Reise.
Natürlich haben Mayflower Madame die musikalische DNA sämtlicher erwähnter Bands hörbar mit der Muttermilch aufgesogen, entfalten dabei aber dennoch stetig faszinierenden, eigentümlichen Charme, der sämtliche Grau- und Schwarztöne einer endlosen Nacht auslotet und ins Leichenschauhaus zerrt. „Observed In A Dream“ ist herrlich vertäumt und verstörend, eine hypnotisierende Grenzerfahrung mit schauriger Energie; da lohnt sich sogar der Vinyl-Import.
Observed In A Dream
VÖ: 22.04.2016 (DL-Album)
Night Cult Records
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