Daniel Romano – Mosey
Was Country, Folk und Alternative betrifft, fristet Kanada neben seinem größeren, lauteren Bruder in Nordamerika nach wie vor ein Schattendasein. Dabei hat das Land der Ahornblätter und Eishockey-Arenen viele talentierte Songwriter und Erzähler zu bieten. Einer von ihnen ist der 30jährige Daniel Romano. Sein letztes Album war für einen Juno Award als „Adult Alternative Album of the Year“ nominiert, musste sich aber dem Duo Whitehorse geschlagen geben. Vielleicht klappt es nächstes Jahr mit Romanos fünfter Platte „Mosey“.
Zwölf faszinierende Kapitel decken die Bandbreite des Kanadiers ab, die weit über Country, Americana, Folk und Singer/Songwriter hinausgeht. Gevatter Rock’n’Roll stürzt sich nun ins Getümmel, und das in gar urtümlichen Formen – siehe und höre unter anderem die Vocals des Openers „Valerie Leon“. Der Breitwand-Soundtrack-Approach hingegen könnte von Jonathan Jeremiah stammen. Ein paar Türen weiter zieht es Romano in eine verrauchte Bar, begleitet von Morricone-Streichern, und eine Coda der ganz besonderen Art: „Mr. E. Me“ entpuppt sich als herrlich energisches Stück Musik.
Wie wäre es mit Country-Soul in Technicolor? „Sorrow (For Leonard And William)“ hört sich gleichermaßen nüchtern und vollkommen übertrieben, und ist gerade deswegen so gut. Im folgenden „(Gone Is) All But A Quarry Of Stone“ regieren Minimalismus, Americana-Einflüsse und pointierte Nachdenklichkeit. Für das gleichermaßen amüsante wie romantische Duett „Toulouse“ lud sich Daniel Romano Schauspielerin Rachel McAdams („Die Hochzeits-Crasher“, „True Detective“ Staffel 2) ins Studio ein. Und dann ist da noch „Dead Medium“, das Lenny Kravitz‘ Klötze mit Indie-Attitüde verbindet.
Bandbreite oder Range ist das Schlüsselwort für Daniel Romanos fünftes Studioalbum. Zwar ist er seinen Wurzeln, die tief in der nordamerikanischen Folk-Tradition liegen, treu geblieben, setzt aber gleichzeitig eine Reihe neuer Akzente, die trotz minimalistischer Inszenierung anfangs an Überladung grenzen. Nach und nach kristallisieren sich Favoriten in Hülle und Fülle heraus. Die starke Mischung mit herrlich überraschenden Wendungen macht „Mosey“ trotz knapp 50 Minuten Spielzeit zu einem kurzweiligen Vergnügen.
Mosey
VÖ: 27.05.2016
New West Records / PIAS UK (Rough Trade)
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