Night Moves – Pennied Days
George Harrisons legendäres Triple-Album „All Things Must Pass“ forcierte einst die freundschaftlichen Bande von John Pelant und Micky Alfano, aus denen schließlich Night Moves entstand. Die Band aus Minneapolis vermengt verträumten Pop mit energischen Rock-Gitarren und erinnert damit nicht selten an Mercury Rev oder The Flaming Lips. Die Aufnahmen zum Zweitling „Pennied Days“ zogen sich ein wenig, weil die Beiden unter anderem wieder zurück zum Folk fanden und jene Klänge mit dem Technicolor-Sound ihres Debüts vermischten.
Herausgekommen ist eine gleichermaßen hibbelige wie entspannende Platte, die ihre Stärke aus ihrer Gegensätzlichkeit bezieht. Da wäre beispielsweise die Video-Auskopplung „Denise, Don’t Wanna See You Cry“, die in manchen Momenten an Empire Of The Sun erinnert und ebenso wenig vor psychedelischen Klängen zurückschreckt, dabei aber stets eingängig und clever bleibt. Für „Alabama“ greifen Pelant und Alfano tief in den Schmalztiegel, meistern diese Klippe aber dank aufrichtiger Leidenschaft und ehrlicher Emotionen.
Zwischendurch verlieren sich Night Moves in „Hiding In The Melody“ vollends. Siebeneinhalb Minuten gesäumt von schweren Gitarren, Piano-Leidenschaft mit einem Hauch Elton John, Glam-Power, überdrehtem Witz und Zuckerguss – klingt grauenvoll, funktioniert aber. „Carl Sagan“ hingegen entpuppt sich als sympathischer Alternative-Radiosong, Faux-Moog inklusive. Und dann ist da noch „Kind Luck“, das vom klassischen Folk-Track zur Americana-Hymne mutiert, dabei aber nie den mittlerweile typischen Night Moves-Klangkosmos verlässt – etwas entrückt, von Effekten und mehreren Melodieschichten zart umgarnt.
Anfangs klingt „Pennied Days“ vor allem furchtbar überladen. Die beiden US-Amerikaner greifen tief in den Malkasten und klatschen Neonfarben neben zarte Pastelltöne. Was zunächst wahllos erscheint, hat durchaus Methode. Nach und nach kristallisieren sich die Qualitäten jedes einzelnen Songs heraus. Alle neun Arrangements haben Charme und punkten mit cleverem Abwechslungsreichtum, immer etwas neben der Spur und doch so herrlich eingängig. Anders gesagt: die ideale Platte fürs Frühjahr.
Pennied Days
VÖ: 08.04.2016
Domino Records (GoodToGo)
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