Hot Panda – Bad Pop
Kanadas Berufswahnsinnige Hot Panda melden sich mit ihrem vierten Studioalbum zurück und kämpfen, nun nur noch als Trio unterwegs, gegen das Erwachsenwerden an. Ein bisschen Revolte ist natürlich dabei, aber auch viel Melodie. „Bad Pop“ ist genau das, weil Popmusik hier nicht vorkommt. Art Punk, Noise, Indie Rock und Psychedelia geben sich die Klinke in die Hand und rauschen durch 38 herrlich überdrehte Minuten.
Wer die Nordamerikaner auf einen Sound festlegen will, hat schon verloren, gerade angesichts des schrägen Auftakts. Mit knapp sechs Minuten Spielzeit ist der Opener „Other Spooky Is“ einer von zwei Bookend-Giganten, die eine Reihe an kürzeren Tracks einrahmen. Hier klingen Hot Panda bedrohlich und gefährlich, packen Noise-Punk neben melodischen Postcore und abgedrehten Anti-Goth-Wobbel. Das erinnert zeitweise an The Blood Brothers ohne Helium oder sogar an Crippled Black Phoenix, nimmt im Uptempo-Schlussdrittel zuweilen sogar metallische Dimensionen an. Kurzum: ein unverschämt sympathischer Albtraum, der gegen jegliche Konvention wettert.
Natürlich können die Kanadier auch anders. „Never Say“ ist einer ihrer radiofreundlichsten Songs mit einem Refrain, der durchaus auch von Ash stammen könnte. „Slow Riser“ vermengt College Rock mit psychedelischem Unterbau und „Linda Ronstadt“ kreuzt semi-avantgardistische Strophen mit Sub-Pop-Chorus und einem Hauch von Thermals-Charme. Und dann ist da, ganz zum Schluss, noch der zweite Mammutsong „Sun“. Mit unorthodoxer Liars-Anti-Haltung und unnötigem Psychedelic-Geblubber regieren hier jedoch sechseinhalb Minuten lang Langeweile und Störsignale.
„Bad Pop“ hat seine Schwächen, gerade im netten aber letztlich doch zu unscheinbaren Mittelteil, wird aber von einer Reihe richtig guter Tracks, einem kolossalen Opener und Alternative-Radiotracks begleitet, die sich auch nach zig Durchläufen nicht abzunützen scheinen. Immer wieder lassen sich neue Facetten entdecken, packen kauzige Melodien erneut zu. So charmant und doch komplett durchgeknallt sind eben nur Hot Panda.
Bad Pop
VÖ: 08.04.2016 (DL-Album)
Hot Panda distributed by Bandwagon Music
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