Hey Ruin – Irgendwas mit Dschungel
Punk auf Deutsch genießt aktuell ein verdientes Revival, zumindest in einer etwas emotionaleren, bissig rockenden Variante – siehe und höre aktuell Fjørt oder Marathonmann. Vielleicht reihen sich auch Hey Ruin demnächst in diese Riege ein. Hier sind drei Viertel von MNMNTS beteiligt, allerdings mit deutschen Texten und melancholisch-emotionaler Schlagseite. „Irgendwas mit Dschungel“ ist von 90s-Emo-Klängen durchzogen und entpuppt sich als bewegende Zeitreise mit verdienter Dosis Sozialkritik.
„Spaß als Fetisch“ ist einer der wichtigsten Songs dieser Platte, eine messerscharfe Beobachtung des wachsenden Fremdenhasses angesichts der anhaltenden Flüchtlingswelle. Hey Ruin sehnen eine Sinnflut herbei und sparen dabei keineswegs mit scharfen Worten. Mittendrin plötzlich Percussion, ein Mini-Bruch, mehr Midtempo und vorwitzige Backings. Das Quartett spielt sich in Rage und lässt dennoch hoffnungsvolle Klänge zum Ende hin durchscheinen. Noch ist nicht alles verloren. Noch.
Momente der Großartigkeit ziehen sich wie ein roter Faden durch dieser Platte. Für „Hemd offen“, das sich unter anderem mit Homophobie auseinandersetzt, kotzt sich Jörkk von Love A aus. „Arthur und die Diaspora“ wird zur zweiteiligen Mini-Emo-Punk-Symphonie, schiefe Töne und kondensierter Weltschmerz inklusive. Selbst „Tut das Not?“, anfangs noch etwas befremdlich anmutend, erschließt sich im Laufe der Zeit.
Unterhaltsame Cleverness, präzises Songwriting und gute Schnittmenge aus Emo-Zeitreise und No-Wave-Denken: „Irgendwas mit Dschungel“ macht schon einiges richtig. Zwischen guten Texten und cleveren Arrangements reihen sich Hey Ruin locker in die Riege der eingangs erwähnten neuen Größen ein, erinnern zuweilen auch ein wenig an Lyvten und Farben/Schwarz. Da kann – und soll – man schon mal zugreifen. Tut wirklich Not.
Irgendwas mit Dschungel
VÖ: 11.03.2016
This Charming Man Records (Cargo Records)
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