Childrenn – Animale
Manche Platten sind einfach zu schräg, um sie zu ignorieren. Unter diese Kategorie fällt auch das Debüt des dänischen Quartetts Childrenn. Hinter diesem ominösen Banner versteckt sich eine Reihe bekannter Musiker, die unter anderem mit SPEkTR, Hymns From Nineveh und The Raveonettes aktiv waren bzw. sind. Der gemeinsame musikalische Nenner liegt bei Gitarrenmusik aller Art und so pendelt „Animale“ zwischen forschen Stompern und krautigen Psychedelic-Exkursen.
Komplex, herausfordernd, über weite Strecken lohnenswert – diese gut 33 Minuten haben es tatsächlich in sich. Dabei beginnt das Album recht geradlinig und forsch mit der Auskopplung „Handcuffed“. Wütende Stomps mit düsterer, bluesig-entrückter Note, klagenden Vocals und singender Gitarre kreuzen Film-Noir-Atmosphäre mit einem Ohrwurm der anderen Art. Das hat stellenweise was von Caligola, wenngleich in etwas härter.
Gerade in der zweiten Hälfte tauchen Childrenn komplett ab in den latenten Wahnsinn, eingleitet vom über acht Minuten langen „Animale / Neural Oscillations“. Kraut und Psych treffen sich zum wilden Boogie, der zunächst immer schräger und weirder wird, Improvisationen und Fades über einen wahnwitzigen Endlos-Jam legt und schließlich irgendwo versandet. Das ist reizvoll, aber nicht immer souverän. Besser macht es da schon das an okkulte Rockmusik der 70er Jahre erinnernde „It’s Time To Leave“ oder das laute, abgefuckte „Black Unicorn“, das immer wieder vom breiten Noise-Teppich eingeholt wird.
Gemischte Gefühle und ganz viel Wahnsinn: Childrenn stehen sich gelegentlich selbst im Weg, wenn es gerade interessant zu werden scheint. Gerade der Opener „Handcuffed“ trügt – wer sich ein verschwitztes Rock-Album erwartet, könnte bitter enttäuscht werden. Dennoch, die Experimentalität von „Animale“ hat ihren Reiz, auch wenn viel Geduld von Nöten ist, um gerade die zweite Albumhälfte zu verstehen. Zwischen Psych-Chaos und bissigen Melodien, die Arcade Fire mit Neu! kreuzen, steht ein spannendes Versprechen für die Zukunft, dem eigentlich nur eine klare Ausrichtung fehlt.
Animale
VÖ: 25.03.2016
Mighty Music (Soulfood Music / Believe Digital)
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