Wakey Wakey – Overreactivist
Auf das überbordende Mammutwerk folgt eine Rückbesinnung auf die eigenen Stärken: Angetrieben vom Erfolg durch Soundtrack-Platzierung samt Nebenrolle in „One Tree Hill“, arbeitete Michael Grubbs, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Wakey Wakey, mit sieben Produzenten und 15 Songwritern an „Salvation“. Die Reaktionen darauf fielen allerdings verhalten aus, weswegen sich der New Yorker wieder im Studio einschloss und ohne Einflüsse von außen aufnahm. „Overreactivist“ klingt nun nach einem Musiker, der nach Hause gefunden hat.
In „Homeless Poets“ zieht Grubbs Bilanz über seine mittlerweile 15 Jahre andauernde Karriere muss anerkennen, dass es verdammt schwer ist, als Musiker Geld zu verdienen. Getragen von herrlichen Electro-Spielereien und Streichern, entwickelt sich ein sympathischer aber keinesfalls essentieller Indie-Pop-Song. Deutlich besser ist da schon der Titeltrack „Overreactivist“, eine regelrechte Tour de Force, in die sich der US-Amerikaner mehr und mehr hineinsteigert. Get Well Soon auf Speed ist das, ein überraschend bissiges Uptempo-Monster, das hinter „Strawberry Fields“-Streichern fiese Gitarren-Abgründe offenbart.
Bleibt man realistisch, so funktioniert dieses neue Album eigentlich nur im Ganzen, und fließt als eben solches auch herrlich. Echte Highlights, die sich herausgreifen lassen, bleiben rar. Neben dem bereits erwähnten Titeltrack ist vielleicht noch der eigentliche Opener „Heartbroke“, der vom herrlichen Drum-Computing über wohlige Pop-Streicher bis zur semi-euphorischen Dramatik das gesamte Spektrum abdeckt, ein solches. Und dann wäre da noch „Stop Turning“, die Quoten-Halbballade für jeden US-College-Rock-Radiosender – vielleicht nicht übermäßig kreativ, dafür richtig gut gemacht.
„Overreactivist“ hinterlässt ein seltsames, zwiespältiges Gefühl, denn obwohl die Platte von vorne bis hinten richtig schön fließt, fehlen die erwarteten bis erhofften Wellenbrecher, die ein gutes Album über jeden Zweifel erhaben machen. Nein, was Wakey Wakey macht, ist keinesfalls schlecht, bleibt aber auch hinter den Möglichkeiten zurück. Als grundsympathisches, eingängiges Liebkind für leicht rührselige Stunden ist dieses Werk dennoch perfekt, und das ist durchaus als Lob zu verstehen.
Overreactivist
VÖ: 26.02.2016
The End Records / ADA (Warner Music)
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