Trixie Whitley – Porta Bohemica
Stetes Pendeln zwischen Belgien und New York, erste Erfolge bereits mit 16, dazu gemeinsame Auftritte mit Marianne Faithful und Robert Plant – Trixie Whitleys Leben ist alles andere als langweilig. Die gebürtige Belgierin, Tochter des viel zu früh verstorbenen Blues-Musikers Chris Whitley, lebt heute in Brooklyn und versucht sich mit ihrem neuen Album „Porta Bohemica“ neuzuerfinden. Unter dem Banner der einstigen Zugverbindung zwischen Deutschland und Österreich lässt sich die 28jährige von ihren Reisen inspirieren.
Ungewöhnlich ist dieses „Porta Bohemica“ allemal, hat aber auch mit großem Gefälle zu kämpfen. Gerade die ersten und letzten Tracks dieser viel zu kurzen Platte, vor allem „Salt“ und „The Visitor“, langweilen ganz gehörig und können auch von der beträchtlichen Stimmgewalt der Endzwanzigerin nicht gerettet werden. Dazwischen wird es allerdings zuweilen spektakulär. „Hourglass“ ist der Startschuss für ein im Kern spannendes Werk, getragen von schroffer Gitarrenarbeit und geschicktem Spiel mit Tempowechseln.
Von nun an singt sich Whitley in einen Rausch. „Eliza’s Smile“ ist die mit Abstand beste Ballade dieses Albums und erinnert stellenweise an die eigentlich unnachahmliche Aura einer Sinéad O’Connor. Für die herrlich holprige Single „Soft Spoken Words“ lässt die Belgierin eine schroffe Gitarre über leicht düstere 90s-Art-Pop-Klänge kreisen, während die Protagonistin mit sich selbst im Duett singt und für mystische Beklemmung sorgt. Schließlich paart „New Frontiers“ bluesige Avantgarde-Bemühungen mit schleppendem, gediegenem Schwanengesang auf eine abwechslungsreiche Platte.
Zwar sind im Prinzip nur vier Songs wirklich essentiell (und zwei gänzlich zu vergessen), doch eben jene Highlights setzen Maßstäbe zwischen kunstvoller 90s-Reminiszenz und heute selten gewordenem Anspruch auf Kreativität und Pop/Rock-Freigeist. „Porta Bohemica“ zeigt eine Reisende, deren Wege nicht immer ein Ziel zu haben scheint. Wenn Trixie Whitley aber ‚ankommt‘, dann mit ungekünstelter musikalischer Brillanz und faszinierendem Charme.
Porta Bohemica
VÖ: 05.02.2016
Megaforce Records (Soulfood Music)
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