Matthew Logan Vasquez – Solicitor Returns
Nach einem aufregenden Jahrzehnt nimmt sich Matthew Logan Vasquez eine kurze Auszeit von seiner Band Delta Spirit, um sich an einem Soloalbum zu versuchen – ein kurzer Ausflug, denn es soll definitiv gemeinsam weitergehen. Der frischgebackene Vater lässt sich als klassischer Singer/Songwriter abbilden, bewegt sich musikalisch aber eher zwischen Hanni El Khatib und Frankie Chavez. Rock’n’Roll und mehr serviert sein Debüt „Solicitor Returns“
Vasquez‘ Ziel, ursprüngliche Rockmusik zu spielen, äußert sich in vielen verschiedenen Formen. Da wäre beispielsweise das bissige „Everything I Do Is Out“, zu dem es auch ein Video gibt. Im vielleicht härtesten und wuchtigsten Moment dieses Einstands orientiert sich der vor kurzem nach Austin, Texas gezogene Musiker an 70s-Biss, Punk-Ursuppe und sogar ein wenig Wüsten-Rock – was für ein Brett. Ähnlich stark aber musikalisch ganz anders gestaltet sich die schwelgerische Ballade „New York“. Über weite Strecken an leicht aufgepeppter Singer/Songwriter-Instrumentierung orientiert, entführt das E-Gitarren-Solo einmal mehr in längst vergangene Zeiten.
Im flotten, beinahe punkigen „Personal“ kramt Vasquez ein wenig in Erinnerungen und lässt am Höhepunkt Keyboard-Fanfaren am Himmel auftauchen, die gar kurios über das an sich bissige Arrangement ackern. Für „Black East River“ hingegen kramt er Blues und Americana aus seiner imaginären Westentasche. Die Gitarre von Santana, das Fernweh von den Red Hot Chili Peppers zu „Scar Tissue“-Zeiten – simpel aber effektiv. Schließlich wird als großes Finale „Muerto Tranquila“ gereicht, ein semi-instrumentales Stück mit angedeutetem Bombast, das an die Reprisen der großen 70s-Rockbands erinnert.
Überhaupt, dieses immer wieder durchscheinende latente Faible für die 70er Jahre – was Matthew Logan Vasquez unter ursprünglicher Rockmusik versteht, wird schnell deutlich. Der Mann mit wechselnden Hüten, der zeitgleich außerdem eine digital sowie auf Vinyl erhältliche EP veröffentlicht, darf als Solo-Verfechter der guten alten Zeit durchaus ernst genommen werden, zumal er sich auch vor moderneren Einflüssen nicht verschließt. Dieses abwechslungsreiche Spiel mit Tradition und einer Latte an höchst unterschiedlichen Ideen machen aus „Solicitor Returns“ ein mehr als spannendes Debüt, dem nach einer weiteren Delta Spirit-Platte gerne die eine oder andere Fortsetzung folgen darf.
Solicitor Returns
VÖ: 19.02.2016
DevilDuck Records (Indigo)
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