Jochen Distelmeyer – Songs From The Bottom Vol. 1
Als Jochen Distelmeyer mit seinem ersten Roman „Otis“ auf große Lesereise ging, schnappte er sich zwischendurch seine Akustikgitarre und spielte ein paar Cover-Versionen locker aus der Hüfte. Zahlreiche positive Publikumsreaktionen später wurde ein Nachfolger zu seinem ersten Solo-Album „Heavy“ erst einmal nach hinten verschoben. Stattdessen steht nun „Songs From The Bottom Vol. 1“ auf dem Plan, eine Sammlung von Lieblingsliedern, spärlich instrumentiert und mit so mancher Überraschung versehen.
Der Albumtitel steht eigentlich für „songs from the bottom of my heart“ und spricht dafür, dass die hier ausgewählten Tracks Distelmeyer am Herzen legen. Das glaubt man ihm gerne beim einen oder anderen Klassiker, darunter eine fieberhafte Version von The Verves „Bitter Sweet Symphony“, natürlich selbst gepfiffen. Auch „Pyramid Song“ von Radiohead hat es auf diese Platte geschafft und begeistert mit dramatischer Melancholie. Zwar kann der ehemalige Blumfeld-Frontmann dem Song keine neuen Akzente abringen, unterhaltsam ist dieses Kleinod aber trotzdem.
Und dann sind da noch die beinahe erwarteten Pop-Schmonzetten – mal mehr, mal weniger gelungen. „Toxic“ von Britney Spears erhält dezente Soul- und Jazz-Untertöne, wobei die Melodie stellenweise an „I Heard It Through The Grapevine“ erinnert. Mindestens ebenso sympathisch: „Video Games“ als herzzerreißende Ballade, die sich ein wenig von Lana Del Rey löst. Ein nicht enden wollendes „I Could Be The One“, im Original von Avicii vs. Nicky Romero, reiht sich gemeinsam mit dem zu glatten Kris Kristofferson-Klassiker „This Old Road“ in die Riege der anstrengenden Exzerpte ein.
Klassiker, Pop-Hits und Brit- bzw. Indie-Übersongs – die Mischung auf „Songs From The Bottom Vol. 1“ kommt keinesfalls überraschend. Jochen Distelmeyer hat hörbar Spaß an seinen Bearbeitungen, auch wenn nicht jede Version ins Schwarze trifft. Für kurzweilige Unterhaltung mit der einen oder anderen vorwitzigen Kuriosität ist dennoch gesorgt. Die Numerierung verrät es bereits: Distelmeyer lässt es sich offen, vielleicht einen zweiten Teil folgen zu lassen. Davor soll es aber erst einmal das lang herbeigesehnte reguläre zweite Soloalbum geben.
Songs From The Bottom Vol. 1
VÖ: 12.02.2016
Four Music (Sony Music)
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