Spidergawd – III
Längst mehr als ’nur‘ ein Motorpsycho-Nebenprojekt, konnten sich Spidergawd mittlerweile zu einem Fixstern am gediegenen Rocker-Himmel etablieren. Ihre Alben erscheinen fleißig im Jahresrhythmus und zeugen vom steten Drang nach Weiterentwicklung. Ließ das eponyme Debüt noch experimentelle Epen und folkige Magie zu, entwickelte sich „II“ mehr und mehr zum 70s-Rock-Rundumschlag mit deutlichem Fokus auf Songdienlichkeit. „III“ vertieft derlei Bestrebungen, steht musikalischem Freigeist aber weiterhin offen gegenüber.
Der Jam-Charakter scheint vor allem zum Schluss durch, wenn sich Spidergawd auf das dreiteilige „Lighthouse“ stürzen. Die 14minütige Ouvertüre vereint sämtliche Qualitäten der beteiligten Musiker in sich und platziert sich herrlich am Scheidepunkt zwischen den musikalischen Welten. Gerade der leicht abgehobene Space-Prog des ersten Abschnitts hat es sich. Per Borten röhrt in unnachahmlicher Manier über die ersten Minuten, bevor zumindest seine Stimme verstummt. Rolf Martin Snustands Bariton-Saxophon geleitet mit Nachdruck zum großen Schweinerock-Finale mit einem Hauch Pomp und massig Druck.
Im krassen Gegensatz dazu steht beispielsweise „Picture Perfect Package“, einer der direktesten und eingängigsten Tracks dieser Platte. Mit deutlichem Alternative-Einschlag und gewohnt kraftvoller Stimme entstehen entfernte Erinnerungen an die Foo Fighters – ein krasser Spagat, der allerdings blendend funktioniert. Zwischen dem getragenen, verkopften „El Corazon Del Sol“ und dem peitschenden Opener „No Man’s Land“ spielt sich die kreative Bandbreite der Norweger in wenigen Minuten ab.
Vor allem aber fühlt man sich von der ersten bis zur letzten Sekunde bestens unterhalten. Im Falle von Spidergawd ist das freilich nichts Neues, denn wie schon die beiden Vorgänger kratzt auch „III“ an Perfektion aus dem Bauch heraus. Die Norweger haben ihren Sound endgültig gefunden und spielen sich abermals gekonnt frei. Ein Highlight für Sammler: Neben dem bereits obligatorischen Vinyl-Release (mit beigelegter CD) erscheinen die drei bisherigen Alben nun auch in einer kompakten CD-Box.
III
VÖ: 22.01.2016
Crispin Glover Records / Stickman Records (Soulfood Music)
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