The Loranes – Trust
Drei Berliner, davon zwei Exil-Österreicher, kramen tief in der Garage und holen den guten, alten Rock’n’Roll aus der Mottenkiste. Hinter The Loranes steckt unter anderem der ehemalige Bassist der aktuell sehr angesagten Sabbath-Jünger Kadavar. Mit dieser neuen Band wird aber eher Jesus & The Mary Chain und dem Black Rebel Motorcycle Club gehuldigt. „Trust“ mag zwar erst das Debütalbum der Loranes sein, klingt aber nach ungemeiner Reife und einer blendend aufeinander eingespielten Musikmaschine.
Knapp 40 Minuten rocken die Herren frei von der Leber weg und haben dabei hörbar Spaß. Zwei der Songs sind unter Umständen bereits bekannt durch ihren 7″-Release: „She Ain’t You“, im letzten Albumdrittel vergraben, entpuppt sich als druckvoller, getriebener Rocker und hätte auch wunderbar als Opener funktioniert. In aller Kürze peitschen sich The Loranes durch diese gut drei Minuten, lassen die Gitarren aufheulen und die Rhythmusabteilung forsch voranschreiten. Die B-Seite „Suicide Leaders“ fällt insgesamt eine Spur ruhiger, beinahe bluesig aus, wirkt verträumt und doch im Hier und Jetzt verankert; ein Song, der wunderbar zur nächtlichen Autofahrt passt.
Von vorne bis hinten sind kaum Schwachstellen auszumachen. „Black Cat White Cat“ eröffnet mit dreckiger, kratzbürstiger Wucht und einer kleinen Verneigung vor dem Black Rebel Motorcycle Club, „Lonely Girl“ wagt den gar nicht so schüchternen Seitenblick zu The Sonics und „Easy“ hat das Zeug zum guten, harmonischen Rock-Standard. Mit dem abschließenden Titelsong „Trust“ wagt das Trio einen kurzen aber effektiven Abstecher in psychedelische Gefilde. Distortion-Fetischisten und Zeitlupen-Fans wissen diese ganz spezielle Form der Abwechslung zu schätzen.
The Loranes arbeiten hörbar noch daran, ihren eigenen Sound zu finden. Vieles auf „Trust“ wirkt vertraut, als wären die Berliner immer schon hier gewesen, doch das soll ihnen nicht negativ angerechnet werden. Mit Biss, Schweiß und Herzblut tanken sie sich durch elf unterhaltsame Songs, die nun vielleicht nicht die Welt retten mögen, dafür Gene Simmons und seinen abstrusen Thesen den ausgestreckten Mittelfinger zeigen. Gut so.
Trust
VÖ: 16.10.2015
Noisolution (Indigo)
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