Jono McCleery – Pagodes

Jono McCleery

Vier Jahre sind mittlerweile seit Jono McCleerys letztem Album „There Is“ vergangen. Untätigkeit kann man dem Briten aber keinesfalls vorwerfen, schließlich lieh er in den Zwischenzeit mehreren Projekten, darunter Portico und Menace Beach, seine Stimme. Auf „Pagodes“, das in Zusammenarbeit mit dem weit über die Landesgrenzen bekannten Londoner Plattenladen IF Music erscheint, erweitert er sein elektronisches, beseeltes Singer/Songwriter-Spektrum nun um eine gesunde Portion Jazz und Miles Davis.

Komplett losgelöst von jeglichen irdischen Sphären und doch mit beiden Beinen fest am Boden verankert – das können nicht viele. McCleery gelingt das bereits mit dem Opener „This Idea Of Us“, ein Beziehungstext für Fortgeschrittene. Streicher treffen auf seine eindringliche Stimme mit Soul-Sprüngen und die obligatorische Akustik-Gitarre, die nie weit zu sein scheint. Direkt im Anschluss interpretiert der Brite Robert Wyatts „Age Of Self“ neu und macht daraus einen luftigen, geradezu folkigen Gegenentwurf. Ein Hauch von Optimismus hält Einzug, die angedeutete Mehrschichtigkeit wird dennoch überwiegend minimalistisch erzielt.

Solch ruhige Momente mit einem Hauch Soul und großer Singer/Songwriter-Kunst tauchen an allen Ecken und Enden auf. „Bet She Does“ – leider keine Monty Python-Referenz – passt wunderbar in dieses breite Feld, ebenso das von Klavier und Jazz-Wänden getragene „Pardon Me“. Elektronische Klänge und Post-Dubstep rücken vergleichsweise in den Hintergrund mit einer nennenswerten Ausnahme: „Ballade“, der Name will keineswegs Programm sein, tummelt sich im Fahrwasser von James Blake. Zwischen Understatement, gelooptem Beat und gewohnt großartigem Gesang stimmt fünf Minuten lang alles.

Der insgesamt zu beobachtende Shift von Elektronik zu Jazz und „erdigen“ Klängen, auch wenn er sich nicht durch das komplette Album zieht, steht symbolisch für vier bewegte Jahre im Leben Jono McCleerys. Während er sich auf Nebenschauplätzen in zumeist synthetischem Umfeld austobt, konzentriert er sich solo auf klassische Instrumentierung, lässt den Sound eines Miles Davis Einzug halten. „Pagodes“ ist eine Spur trockener, keinesfalls leidenschafts-, wohl aber zeitlos – ein Album, das vor oder in zehn Jahren genauso funktionieren könnte.

Jono McCleery - Pagodes

Pagodes
VÖ: 02.10.2015
IF Music (Rough Trade)

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