Dave Gahan & Soulsavers – Angels & Ghosts
Nach dem gemeinsamen Abtasten, aus dem das überlebensgroße „The Light The Dead See“ entstand, steht sein Name nun auch auf dem Cover. Sogar an erster Stelle. Dave Gahan ist nicht nur der legimite Nachfolger von Mark Lanegan als Sänger der Soulsavers, er ist ein Drittel einer ganz besonderen musikalischen Erfahrung, die rein gar nichts mit Depeche Mode zu tun hat. Soul, Gospel und Blues säumen „Angels & Ghosts“, das in neun launischen Akten der gerade erst begonnenen Erfolgsgeschichte ein attraktives neues Kapitel hinzufügt.
Vorneweg: Von den Electro- und TripHop-Wurzeln des britischen Produzenten-Duos ist nichts mehr zu hören. Die Soulsavers setzen nun voll und ganz auf organische und, pardon, beseelte Klänge, denen Gahan seine bewegte, facettenreiche Stimme leiht. Im Opener „Shine“, beispielsweise, wird er zum Prediger, breitet die Arme weit aus und singt, gemeinsam mit seinem Background-Chor, gegen ein Blues-Riff aus den Untiefen des Led Zeppelin’schen Schaffens an. „In My Time Of Dying“ schimmert hier durch mit all seiner Schwere, in Lichte dieser Kollaboration aber eine gar himmlische, die Welt umarmende Variation.
Für „Don’t Cry“ rücken die Soulsavers abermals die Gitarren in den Mittelpunkt und erschaffen eine verschwitzte Halb-Ballade mit Soul-Untertönen – bewegend, aufwühlend, leidenschaftlich. Dazwischen versteckt sich irgendwo der offizielle Vorbote „All Of This And Nothing“, ein aufs Erste unscheinbarer, netter Track mit stampfenden Drums und einem Hauch von Orgel, der jedoch mit jedem weiteren Durchlauf anschwillt – vergleichsweise konventionell und doch sympathisch. „The Last Time“ wird zu schweren Geburt, schlurft durch das Land und lässt Gahan das Leid dieser Welt in vier beschwörerische Minuten packen. Dass in „One Thing“, zumindest für wenige Sekunden, die Dynamik der Soulsavers-Anfänge durchschimmert, ist zumindest eine liebevolle Geste an alte Fans.
So ganz will „Angels & Ghosts“ nicht an die erste Zusammenarbeit dieser beiden Parteien herankommen. Einerseits fehlt der Überraschungseffekt, andererseits hatte „The Light The Dead See“ schlicht und ergreifend ein paar Wuchtbrummen mehr an Bord. Deswegen ist die zweite Kollaboration von Dave Gahan und den Soulsavers aber keinesfalls schlecht, im Gegenteil: das britische Projekt macht erfolgreich weiter, blickt tief in die Seele und atmet den Geist von Gospel und Blues. Fehlt eigentlich nur noch ein Aufeinandertreffen von Gahan und Lanegan.
Angels & Ghosts
VÖ: 23.10.2015
Columbia Records (Sony Music)
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