Brolin – The Delta
Aktuell vornehmlich Insidern bekannt, hätte Brolin das Zeug zum Shooting Star. Der Brite schrieb sein Debütalbum „The Delta“ im eigenen Wohnzimmer, schafft es aber dennoch Fernweh und Reiselust gleichermaßen weitsichtig einzufangen. Zwischen feinsinniger Elektronik, butterweichem Gesang, einem Hauch Deep House und der mächtigen Produktion von Rafferti (Ninja Tune) könnte er sich ab sofort locker neben Maribou State und Konsorten einreihen.
In elf kurzen Akten – kein Song ist länger als dreieinhalb Minuten – arbeitet sich Brolin durch für ihn ferne Welten. „If you asked me to say“, wiederholt er im großartigen „Reykjavik“ immer wieder. Der minimalistische Track arbeitet mit reduziertem Beat, mehrschichtigen Synthis, hinter denen sich sogar ein Hauch Faithless versteckt, und seiner angenehm, zarten, leicht beseelten Stimme. Poppiger geht es in „Swim Deep“ zu, über Spotify bereits über 1,5 Millionen Mal gestreamt – ein glücklicher Zufall für Brolin, der sich nach wie vor über diesen besonderen Erfolg wundert. Der sommerliche, treibende Dance-Pop-Track mit schlichtem Arrangement und entspannten Vocals passt aber perfekt zum Zeitgeist.
Härter, schneller, weiter? Nur selten wird es auf „The Delta“ richtig laut. Gleich „Nightswimming“, der Opener, wird von einem mächtigen Beatkonstrukt und voluminösen, technoiden Synthis vorangepeitscht. Die vergleichsweise unscheinbaren Strophen hingegen kommen direkt aus dem Playbook von Totally Enormous Extinct Dinosaurs. Bei aller Bandbreite greifen die Rädchen aber dennoch ganz problemlos ineinander, funktioniert das frühlingshafte „Köln“ gar hervorragend neben dem schroffen, bewegten „Barcelona“, experimentiert „Animal Parade“ mit futuristischen RnB-Momenten, während in „NYC“ die musikalische Sonne wiederholt auf- und untergeht.
Bedingt greifbar und vielleicht deswegen so überaus reizvoll: Brolin geht einen eigentümlichen, sehr britischen Weg, grüßt Faithless und The Chemical Brothers, verzieht sich in den Untergrund und packt schließlich doch wieder großartige Pop-Momente aus. „The Delta“ lebt von diesem kuriosen Spagat, und das nicht einmal schlecht. Radiotaugliche Häppchen treffen auf kleinere Experimente und werden in einer Blitz-Weltreise gebündelt – aufregend, vertraut und doch so neu. Brolin hat gleichermaßen das Zeug zum ewigen Geheimtipp und weltweiten Charttopper, seine Zukunft ist und bleibt höchst spannend.
The Delta
VÖ: 30.10.2015
Megastomo Records / Believe Digital (Soulfood Music)
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