New Order – Music Complete
Als Peter Hook 2007 seinen Ausstieg aus der britischen New Wave-Band New Order bekannt gab, deutete er damit auch das Ende der Band an. Sänger Bernard Sumner widersprach zwar schnell, doch eine Zukunft des britischen Quintetts ohne ihren legendären Bassisten Hook konnten und wollten sich viele Fans damals nicht vorstellen, hatte er in den 80ern den Sound der Band und auch die beiden größten Bandklassiker – die Elektro-Hymne „Blue Monday“ und den Synthiepop-Hit „True Faith“ – mit seinem unverwechselbaren Bassspiel doch entscheidend mitgeprägt. 2015 sieht die Welt nun aber wieder ganz anders aus und New Order haben in der Zwischenzeit mit Tom Chapman nicht nur einen neuen Bassisten gefunden, sondern auch ein neues Album namens „Music Complete“ in die Läden gebracht. Kann die Band damit an ihre Großtaten aus den 80ern anknüpfen?
New Order können – denn auf „Music Complete“ stehen die Zeichen auf Hit! Es wirkt fast so, als hätte die Band nach den Querelen um Hooks Ausstieg nicht nur wieder ganz zu sich selbst, sondern auch zu ihrem alten Sound zurückgefunden. Waren die letzten beiden Alben „Get Ready“ von 2001 und das 2007 veröffentlichte „Waiting For The Siren’s Call“ und auch die EP „Lost Sirens“ zwar sehr ordentlich, aber eben auch ungewöhnlich rockig ausgefallen, so ist die neue Scheibe eindeutig im klassischen Elektro- und Synthiepop angesiedelt – aber eben auch nicht durchgängig, denn gänzlich abgeschafft haben New Order die Gitarren nicht.
So beginnt die Scheibe beispielsweise mit der hitverdächtigen Vorab-Single „Restless“, die zugleich auch den untypischsten Song des Albums darstellt, erinnert sie doch trotz dezent eingestreuter Synthie-Klänge eher an die rockigeren Titel der letzten Scheiben. Das darauf folgende „Singularity“ ist dann aber ein reinrassiger Elektropop-Song, der sehr an die Bandphase in den mittleren bis späten 80er Jahren erinnert, mit seinem Acid-Geblubber im Mittelteil aber auch Reminiszenzen an den aus dem Film „Blade“ bekannten phänomenalen Bloodbath Remix ihres Hits „Confusion“ aufweist. Bei der Synthie-Pop-Perle „Plastic“ ist es New Order wiederum gelungen, den Geist der 80er Jahre neu zu erwecken, ohne sich dabei in allzu beliebigen Retro-Strickmustern zu verheddern.
Doch mit den drei genannten Highlights haben New Order ihr Pulver noch längst nicht verschossen – was unter anderem auch an der illustren Schar von Gastsängern liegt, die es auf „Music Complete“ zu hören gibt. Bei „Tutti Frutti“ und „People On The High Line“ gibt Elly Jackson von La Roux beispielsweise eine Kostprobe ihres Könnens, während beim abschließenden „Stray Dog“ Killers-Frontmann Brandon Flowers den wunderbar eingängigen Refrain eingesungen hat. Am deutlichsten sticht allerdings der Song „Stray Dog“ heraus – handelt es sich dabei doch um die musikalische Umsetzung eines Gedichts aus der Feder von Bernard Sumner, eingesungen bzw. eingesprochen von niemand Geringerem als Iggy Pop.
Auch unter den weiteren Songs dürfte es der geneigte Sucher schwer haben, einen Totalausfall oder auch nur einen schwächeren Titel zu finden. Unter all den Highlights haben es lediglich „Unlearn This Hatred“ mit seinen etwas zu uninspirierten Strophen und das mit fast acht Minuten etwas zu langatmig ausgefallene „Nothing But A Fool“ schwer zu glänzen. Diese beiden Songs, die leider auch noch direkt aufeinander folgen, halten „Music Complete“ auf geringe Distanz zur Höchstnote. Dennoch ist die neue Scheibe das beste New Order-Album seit dem legendären „Power, Corruption & Lies“ und nicht nur für Fans der Band ein absoluter Pflichtkauf, sondern für alle Liebhaber elektronischer Pop-Musik, denn bessere Genrekost wird man in diesem Jahr wohl nirgends finden!
Music Complete
VÖ: 25.09.2015
Mute Artists Ltd. (GoodToGo)
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