Radkey – Dark Black Makeup

Radkey

Eminem, Jesse James, Jane Wyman – die Liste der berühmten Töchter und Söhne der Stadt St. Joseph im US-Bundesstaat Missouri könnte unterschiedlicher kaum sein. Auch die drei Brüder Darrion, Isaiah und Solomon Radke, 22, 20 und 18 Jahre jung, wuchsen dort auf, zogen mit ihrer 2010 gegründeten Band Radkey aber kürzlich nach Kansas City, wo nach ihren Angaben deutlich mehr los sein soll. Vermeintliche ländliche Zurückgezogenheit hört man ihrem Debütalbum „Dark Black Makeup“ sowieso nicht an. Stattdessen lehren sie unter anderem alten Danzig-Anhängern das Fürchten.

Die Radkes wuchsen mit gutem, altem Hard Rock auf, hörten unter anderem bevorzugt Led Zeppelin. Auch ein wenig Punk hat Einzug in den Sound des Trios gehalten, dazu kommen gesangliche Erinnerungen an einen jungen Danzig. Klingt komisch, funktioniert aber blendend, wie bereits der eröffnende Titeltrack „Dark Black Makeup“ zeigt. Schmissiger, hymnischer Rock mit Punk-Einschlag, Ohrwurm-Refrain, gekonnten ad libs, breit aufgestellten Strophen und bissigen Harmonien – kaum zu glauben, dass es sich hier um ein Debütalbum handelt.

Ähnliche Kracher wurden geschickt über das restliche Album verteilt und ragen immer wieder aus dem an sich bereits gutklassigen Konvolut heraus. „Song Of Solomon“ ist eines dieser Highlights, erinnert angesichts seiner punkigen Färbung und der charakteristischen Vocals stellenweise an eine kleine Misfits-Hommage, packt einen weiteren genialen Chorus hinein und fegt in unter drei Minuten durch den Retro-Pogo-Twang. In media res beginnt der vergleichsweise gemächliche, leicht bluesige Rocker „Parade It“, driftet stellenweise gen Jam ab und beschwört schließlich unsichtbare Geister.

Ob das an die Dead Kennedys erinnernde „Glore“, das wie eine Kampfansage an Volbeat ausgerichtete „Le Song“ oder das von fetten Gitarren und ähnlich dicken Harmonien getragene „Love Spills“: Radkey gelingt eine Punktlandung. Natürlich hört man „Dark Black Makeup“ die mehrjährige Live-Erfahrung und das schier blinde musikalische Verständnis zwischen Brüdern an, doch das alleine reicht nicht als Erklärung für eines der essentiellen Rock-Debütalben des Jahres. Highlights an jeder Ecke, kein Füllmaterial, beneidenswerte Energie – ein echtes Zukunftsversprechen.

Radkey - Dark Black Makeup

Dark Black Makeup
VÖ: 21.08.2015
Strange Loop Records / Kobal Label Services (Rough Trade)

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