Madsen – Kompass

Madsen
(c) Marco Sensche

Von wegen One-Hit-Wonder: Auch zehn Jahre nach ihrem Einstand und „Die Perfektion“ haben Madsen weiterhin einen Fixplatz in der deutschen Indie-Landschaft. „Wo es beginnt“ schaffte es gar auf Platz 2 der Album-Charts, mit „10 Jahre Madsen Live“ würde überdies ein sympathsicher Bühnen-Rückblick eines legendären Show-Reigens veröffentlicht. Ob die Wendländer mit ihrem sechsten Album „Kompass“ noch aufregen oder gar überraschen können? Die kurze Antwort: ja und nein.

Zum Auftakt lassen Madsen einen der härtesten und wuchtigsten Tracks ihres neuen Albums vom Stapel. „Sirenen“, thematisch mit Abstrichen eine zynische Fortsetzung von „Die Perfektion“, setzt auf Riffgewalt und einen heulenden Sebastian Madsen. Selbst für eine kleine Verneigung vor Black Sabbath bleibt Platz, nicht nur der instrumentale Mittelteil erinnert entfernt an „War Pigs“. Auch das abschließende „Leuchttürme“ fällt knüppelhart aus, fährt gewaltige Gitarrenwände auf, schielt stellenweise gar in metallische Gefilde.

Dieser schroffe Rahmen beiheimatet ein buntes Sammelsurium sämtlicher Madsen-Sounds. Da wäre beispielsweise „Fluten“ mit unterschwelligem Punk-Ethos und hymnischem Fernweh sowie einer Prise Desert-Rock, oder das verschmitzte „Nochmal“ mit guter Laune und Sorglosigkeit. „Küss mich“, dieser belanglose Stomper, wird von Sebastian Madsens entfesselter Gesangs-Performance von der kompletten Anonymität gerettet und reiht sich in die Riege braver, letztlich aber nur solider Songs („Ich trink nur eben aus“, „Leichter“, „Über die Berge“) ein.

Kleinere Schwächen im Mittelfeld drücken auf die Wertung. Gerade in härteren Gefilden macht sich „Kompass“ besonders gut. Kein übertriebenes „Labyrinth“-Opus, keine zu seichten Ausflüge, sondern über weite Strecken MOR mit gelegentlichen, willkommenen Breitseiten: Auch das sechste Madsen-Album macht sich insgesamt gut, bleibt aber ein Stück hinter den Erwartungen zurück. Stangenware trifft auf semi-metallische Nackenbrecher – ein gutes, letztlich aber zurückhaltendes Werk, das den grundsoliden, unterhaltsamen Grundtenor seiner Vorgänger fortsetzt.

Wertung: 3,5/5
VÖ: 14.08.2015
Four Music (Sony Music)

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