Sangre De Muerdago – O Camiño Das Mans Valeiras
Folkloristische Musik aus Spanien? Der geneigte Leser mag dabei zuerst an Flamenco denken, doch liegt er im Falle von Sangre De Muerdago damit völlig falsch, zumal die Band um das musikalische Allround-Talent Pablo C. Ursusson auch gar nicht aus Andalusien, der Heimat des Flamenco, sondern aus dem viel weiter nordwestlich liegenden Galicien stammt. Seit Veröffentlichung des ersten Demos im Jahr 2007 orientiert sich die Band an der galicischen Folklore der späten 70er und frühen 80er Jahre. Drei Alben und eine Split-CD sind seitdem in Eigenproduktion und leider nahezu unter Ausschluss jeder Öffentlichkeit erschienen, doch mit dem vierten Album „O Camiño Das Mans Valeiras“ und einem Labelvertag in der Hand könnte der Bekanntheitsstatus der Band endlich steigen.
Wer mit galicischer Folklore nicht vertraut ist, den wird „O Camiño Das Mans Valeiras“ sehr überraschen. Äußerst ruhige, in weiten Teilen melancholische Töne erwarten den Hörer. Unterlegt durch zurückhaltend gezupfte Gitarrenklänge und umschmeichelt von Flöten-, Cello- und Violinentönen, kommt Pablo C. Ursussons ruhiger Gesang, teils im Duett mit einer weiblichen Stimme, sehr gut zur Geltung – wenn er denn mal singt, denn bei einigen der Stücke handelt es sich um Instrumentals. Eingesungen wurden die Vocalsongs in der ans Portugiesische erinnernden galicischen Sprache, was der Musik einen ganz eigenen Charme verleiht. Wer sich so ungefähr vorstellen möchte, wie Sange De Muerdago klingen, der nehme Empyriums „Where At Night The Wood Grouse Plays“-Album, gebe einen Schuss Alcest hinzu und vermenge das Ganze mit einem kleinen Hauch südländischem Flair.
Höhepunkte sind im Falle von „O Camiño Das Mans Valeiras“ schwer zu benennen. Das Album, das der Großmutter des Bandleaders gewidmet ist, sollte als Gesamtwerk betrachtet werden und als solches entfaltet es seine Wirkung auf eindringliche Weise. Wer sich ganz auf diese besondere Stimmung einlässt, der wird in eine melancholische, geradezu sphärisch entrückte Welt entführt. Wer das Album aber ganz nüchtern betrachtet und Stimmungen außer Acht lässt, wird sich eventuell an einer gewissen Monotonie und Gleichförmigkeit stoßen und sich dabei am ehesten noch für die Lieder „Xordas“ und „O Conxuro“ begeistern können. „O Camiño Das Mans Valeiras“ ist etwas für Liebhaber elegischer Folklore, diese können sich dem Album mit voller Begeisterung widmen. Alle anderen sollten vor dem Kauf unbedingt reinhören, damit sie wissen, was sie erwartet.
O Camiño Das Mans Valeiras
VÖ: 21.07.2015
SickManGettingSick Records
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