Author & Punisher – Melk En Honing
Selten hat der Begriff „Industrial“ so gut zu einem Künstler gepasst wie zu Tristan Shone. Seit dem Jahrtausendwechsel ist der Maschinenbauingenieur aus San Diego in verschiedenen künstlerischen Bereichen tätig. Befasste er sich zunächst vor allem mit dem Spannungsfeld von Kunst und Technik, wurde 2004 sein Musikprojekt Author & Punisher ins Portfolio aufgenommen. Mittlerweile hat Shone all diese Ebenen in eine große Welt verwoben und setzt dieser mit dem sechsten Album „Melk En Honing“ die vorläufige Krone auf.
Für diesen Release entwickelte Shone drei neue elektromechanische CNC-Masken – Mute, Gate und Dither -, die mittels pneumatisch and motorisiert operierten Komponenten die Stimme verändern. Von entfremdetem Gesang über fiese Shouts bis zu Zeitlupen-Effekten ist alles an Bord, was diese knapp 54 Minuten gefährlich und gespenstisch machen kann. Industrial, Doom und Drone sind die Grundbausteine für dieses Album, dazu kommen verschiedene weitere Designs und Geräte, wie die Dub Machines, die im Laufe der Jahre und Platten erschaffen und zum fixen Bestandteil des Author & Punisher-Sounds wurden.
Highlights aus diesem Konvolut herauszupicken, ist alles andere als einfach. Stattdessen befeuert eine regelrechte Wand den gemeinen Hörer am laufenden Band mit Donnerhall, fiesen Gitarren, wütenden Beats und dem bereits erwähnten Vocal-Mix. Gerade die doomigen Passagen mit Klargesang zeigen, dass Tristan Shone tatsächlich wesentlich mehr ist als ein reiner Gimmick-Hexer. Wenn er sich durch das zähe „Future Man“ quält und, umgeben von apokalyptischen Beats, leicht entfremdet über wage Endzeitszenarien philosophiert, hat das durchaus Reiz.
Freilich, schlecht sind die übrigen Songs keineswegs, wohl aber über weite Strecken ein Happening, das die Grenzen der herkömmlichen musikalischen Wahrnehmung sprengt und gerade daraus seine Stärke zieht. „Melk En Honing“ ist ein lautes, stellenweise gar kakophonisches Kunstwerk, das erfolgreich mit Hörgewöhnheiten spielt und bricht. Shone macht auch sein sechstes Studioalbum zur faszinierenden Grenzerfahrung für besonders Hartgesottene.
Melk En Honing
VÖ: 24.07.2015
Housecore Records (Soulfood Music)
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