Turbo Fruits – No Control
Beinahe wäre den Turbo Fruits auf der Zielgerade das Geld ausgegangen. Nach drei erfolgreichen Alben versuchte sie ihr Label zu einer Zusammenarbeit mit Songwriting-Größen aus Nashville zu überreden. Das Quartett aus der Country-Hauptstadt lehnte dies jedoch ab und beschloss die Platte in Eigenfinanzierung einzuspielen. Im letzten Moment sprang ein prominenter Fan, Patrick Carney von den Black Keys, ein und proudzierte „No Control“ zu Ende.
Von einem schwierigen Entstehungsprozess ist in diesen 36 Minuten nichts zu hören. Bereits die erste Single „The Way I Want You“ – einer jener beiden Songs, die Carney mit seiner Produktion rettete – hebt mit herrlich schmissigen Alternative-Rock-Klängen und klassisch schrubbenden Strokes-Gitarren zu einem überlebensgroßen, pumpenden Refrain mit ein wenig Dreck und ordentlich Schmackes ab, bleibt dabei aber stets entspannt und radiofreundlich – ein Motiv, das sich durch weite Teile dieser Platte zieht und zu keiner Zeit stört.
Britpop, Psychedelia, Indie Rock und ein Hauch von Surf-Rock sind die Zutaten für dieses schmissige Kleinod. „Favorite Girl“ stößt als weiterer New-Wave-Hit die Tore zum nahenden Sommer weit offen, „Friends“ vermengt College Rock mit Beatles-Melodik und „Show Me Something Real“ überrascht als leicht abgefuckter Psychedelic-Opener mit schrammeliger Gitarre und gekonnt inszeniertem Fernweh. „No Reason To Stay“ versöhnt außerdem Strokes-Jünger mit den experimentelleren Alben ihrer Lieblings-Retro-Rocker.
Von wirren Hits über Rührseligkeiten bis zum Indie-Club: „No Control“ nimmt wirklich alles mit, was die Gitarren-Pop/Rock-Welt aktuell zu bieten hat. Als Deus Ex Machina rettete Patrick Carney die Turbo Fruits vor dem Scheitern ihrer Mission; sie danken es ihm mit einer herrlich frühsommerlichen, tanzbaren Platte, die kein Blatt vor den Mund nimmt und nach Festival-Saison riecht; eben ein sympathisches Sommer-Liebkind.
No Control
VÖ: 29.05.2015
Thirty Tigers (AL!VE)
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