The Vaccines – English Graffiti

The Vaccines

Seit der Veröffentlichung ihrer ersten Single „Wreckin‘ Bar (Ra Ra Ra)“ Ende 2010 erleben The Vaccines vor allem in Großbritannien einen rasanten Aufstieg, der sie zuletzt mit ihrem zweiten Studioalbum gar an die Spitze der Charts führte. Die angekündigte Pause wurde abgekürzt, mit „English Graffiti“ steht die nächste Platte in den Startlöchern. Dieses Mal möchten die Briten zeitlos gegen zeitgemäß eintauschen und baten ihren Produzenten Dave Fridmann nach einer Produktion Marke „The Woods“ von Sleater-Kinney.

Ob sich „English Graffiti“ in zehn Jahren nicht mehr gut anhört, ist den Briten nach eigenen Angaben egal, schließlich seien einige populäre 90er-Platten heute auch kaum noch anhörbar. Aha. De facto geben sich The Vaccines laut, zumalen schroff, luftig und oftmals überraschend mutig. „Handsome“ führt als Opener und erste Single auf eine falsche Fährte, denn derart kurze, knackige Granaten, die an das erste Album erinnern, bleiben die Ausnahme. Hektischer Rhythmus, fluffige Gitarrenriffs und ein wenig 60s-Charme tragen diese 160 Sekunden Höllenritt. In eine ähnliche Kerbe schlägt das laute, von Distortionswellen erschütterte „Radio Bikini“, mit Abstrichen auch das etwas verspieltere, von knackigen Synthis befeuerte „20/20“.

Überraschungen bestimmen das Geschehen von „English Graffiti“. Der Refrain von „Minimal Affection“ könnte in dieser Form direkt von den Strokes stammen, Keyboard-Gitarren und lakonischer Gesang inklusive. Mit „Want You So Bad“ haben die Vaccines sogar einen echten, insgesamt etwas zähen Schmusesong an Bord, während „Give Me A Sign“ zur erschreckend käsigen Killers-Hymne mutiert.

Diese Ausrutscher bleiben glücklicherweise die Ausnahme, auch wenn so mancher Track mehrere Durchläufe verlangt. „Dream Lover“, die zweite Single, arbeitet sich gemächlich und schroff voran, findet den Spagat zwischen übersteuerten Glam-Gitarren und nachdenklichem Britpop letztlich doch. Schließlich zeigt „Maybe I Could Hold You“, dass The Vaccines auch ruhig und balladesk können.

Dennoch, unterm Strich ist „English Graffiti“ das bislang schwächste Album der vier Briten, auch wenn man sich auf nach wie vor gutem Niveau beschwert. So mancher Track erschließt sich erst nach mehreren Durchläufen, auch der eigenwillig balancierte Sound stellt zumindest anfangs vor Rätseln. Wer lange genug gräbt, findet so manchen großen Hit, positive Neuerungen und weitere knackige, potentielle Klassiker. Das Bonus-Material der Deluxe-Ausgabe hält so manchen weiteren Schatz bereit, darunter den durchwegs spannenden Titelsong.

The Vaccines - English Graffiti

English Graffiti
VÖ: 22.05.2015
Columbia Records (Sony Music)

The Vaccines @ Home | @ Facebook
„English Graffiti“ @ Amazon kaufen