Jason Derulo – Everything Is 4
Er ist Dauergast in den Charts, bekannt für Clubhits und Balladen gleichermaßen und seit nunmehr sechs Jahren dick im Geschäft. Die Rede ist vom 25-jährigen RnB-Singer/Songwriter Jason Derulo. Allein in Deutschland konnte der US-Amerikaner mit haitianischen Wurzeln bereits sechs Singles in den Top 10 platzieren und mit „Talk Dirty“ im Jahr 2013 sogar seinen ersten Nr. 1-Hit verbuchen. Seit Ende Mai gibt es nun sein mittlerweile viertes Studioalbum namens „Everything Is 4“ zu erstehen, für das er sich prominente Unterstützung in Form von namhaften Gastmusikern ins Boot geholt hat.
Auffällig beim mit elf Songs plus Hidden Track durchschnittlich ausgestatteten Longplayer ist, dass sich Derulo ein wenig vom europäischen Dancefloor verabschiedet und wieder mehr seinen musikalischen Anfängen zuwendet. Große Disco-Hymnen wie „Breathing“ oder „Don’t Wanna Go Home“ sucht man vergebens, dafür verwöhnt er seine Fans mit einer nichtsdestotrotz extrem tanzbaren Mischung aus RnB- und HipHop-Beats. Bezeichnend hierfür ist das mit etwas wirren Sounds versehene „Pull-Up“ oder das eingängige „Get Ugly“, welches zwar nicht ohne die berühmten „sexy motherf***ers“ auskommt, sich dafür jedoch perfekt als Single-Auskopplung eignet.
Diesen Weg hat der poppige Song „Want To Want Me“ bereits hinter sich, mit dem er seinen beeindruckenden Stimmumfang ein weiteres Mal unterstreicht und dafür bereits mit Top 10-Platzierungen rund um den Globus belohnt wurde. Im gleichen musikalischen Fahrwasser schwimmt das mit weniger als drei Minuten kurze, dennoch mit reichlich Ohrwurmgefahr versetzte „Love Me Down“. Eine äußerst interessante Kollaboration versteckt sich in „Painkiller“, das mit Vocals der Durchstarterin des letzten Jahres, Meghan Trainor, aufwartet. Zusammen mit Jason Derulo schmettert die 21-Jährige ein amtliches RnB-Uptempo-Duett, wobei sie ihren aus „All About That Bass“ und „Lips Are Movin'“ bekannten Doo-Wop-Stil gleich mitgebracht hat.
Sommerlich angehaucht präsentiert sich „Try Me“ mit Unterstützung von Jennifer Lopez und dem norwegischen DJ Makoma, der mithilfe von karibischen Klängen das entsprechende Urlaubsfeeling kreiert. Wie sich musikalischer Handel mit einsamen Herzen anhört, bekommt man mit dem balladesken „Trade Hearts“ geboten. Hier fungiert die junge Singer/Songwriterin Julia Michaels als Feature Act und sorgt ebenfalls für eine wohlklingende Symbiose zweier einzigartiger Stimmfarben. Etwas weniger gefühlvoll, dafür mit dröhnenden Bässen geht es bei „Love Like That“ feat. K. Michelle, einer weiteren Black Music-Kollegin, zu. Als einzigen Kritikpunkt kann man hier die leicht redundanten und bestens vertrauten Beats anfügen, die den Hörgenuss jedoch nicht sonderlich beeinträchtigen.
Den Vogel schießt Derulo allerdings mit dem verrückten Titel „Broke“ ab, auf dem sich keine Geringeren als Keith Urban mit seiner Gitarre und die lebende Legende Stevie Wonder mit einer herrlich überdrehten Mundharmonikamelodie verewigt haben. RnB gepaart mit HipHop und Country hat sich selten so kreativ angehört wie hier; eine Veröffentlichung als Single wäre jedenfalls keine Überraschung.
Mit „Everything Is 4“ beweist Jason Derulo einmal mehr, dass es nicht immer die ganz großen Veränderungen sein müssen, um frische und gleichzeitig erfolgreiche Musik abzuliefern. Das Album vereint sämtliche Facetten des Rhythm & Blues, garniert mit einer ordentlichen Portion Soul seiner unverwechselbaren Stimme. Besonders die Kollaborationen, sowohl mit absoluten Superstars als auch mit jungen, bislang noch wenig bekannten Talenten, sind es, die den geneigten Hörer begeistern werden. Angesichts dessen überrascht es, dass all seine bisherigen Alben mit Ausnahme von Großbritannien in den Charts dieser Welt nicht wirklich zünden konnten. Hinsichtlich der hier abgelieferten Qualität ist es ihm absolut zu wünschen, dass sich dies nun ändern wird.
Everything Is 4
VÖ: 29.05.2015
Beluga Heights / Warner Bros. Records (Warner Music)
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