Citizens! – European Soul
Als Citizens! vor drei Jahren mit ihrem von Alex Kapranos (Franz Ferdinand) produzierten „Here We Are“ debütierten, schickten sie sich an den guten, alten Gevatter Pop zu retten. So ganz mag das den Londonern zwar nicht gelungen sein, unterhaltsam war der Versuch allemal und zieht nun ein zweites Album nach sich. „European Soul“ wurde von Laurent d’Herbecourt (u.a. Phoenix) produziert und findet neue Inspiration in amerikanischem Soul.
„European Soul“, das ist mit Synthis und Electro-Kitsch überzeugener Soul-Pop – klingt furchtbar, ist über weite Strecken aber durchaus unterhaltsam. Die Single „Lighten Up“ eröffnet das reguläre Album relativ unaufällig mit schwermütigem Pianogeklimper, fieberhaftem Chorus und ätherischen Vocals. Von Soul ist hier nichts zu hören, womit dieser Track aber auch die Ausnahme bleibt. Das hibbelige Synthi-Pop-Ungetüm „Have I Met You?“ bewegt sich zumindest in ähnlichen Bahnen, kann aber vor allem qualitativ zu keiner Zeit mithalten.
Dafür überraschen Citizens! am laufenden Band mit vorwitzigen, stellenweise bestens vertrauten Ideen. „Trouble“ kombiniert Post-Motown-Shuffle mit ein wenig Empire Of The Sun und Tom Burkes‘ omnipräsentem Falsett. Ähnlich, vielleicht noch eine Spur poppiger und überdrehter, geht es in „My Kind Of Girl“ zu, Penny McLean-Gedächtnisschrei (nicht der letzte auf dieser Platte) inklusive. Nicht minder unterhaltsam: das smoothe, treibende „Waiting For Your Lover“ und die Ballade „Only Mine“.
Einzig gegen Ende des Albums wird es ein wenig kitschig, gerade „Xmas In Japan“ kann mit dem Rest nur schwerlich mithalten. Der Kauf der Deluxe-Version mit vier Bonus-Tracks lohnt sich alleine schon für „Idiots“, ein netter Anknüpfungspunkt an das erste Album mit bockstarker Melodieführung.
Insgesamt betrachtet, gelingt das Experiment „European Soul“ nicht immer, wohl aber relativ oft. Citizens! verzichten dabei keineswegs auf Trademarks und lassen gelegentlich auch puristische Electro-Pop-Tracks vom Stapel zwecks Auflockerung. Abgesehen vom einen oder anderen Durchhänger passt das, auch wenn sich das Gefühl einschleicht, es könnte sich hierbei um eine Übergangsplatte handeln. Wohin der Weg führen könnte, ist offen.
European Soul
VÖ: 10.04.2015
Kitsuné (Sony Music)
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