Moonspell – Extinct

Moonspell

Moonspell konnte man in den gesamten 25 Jahren ihrer Karriere nie auf eine bestimmte Musikrichtung festsetzen. Schwörte das Quintett zu Demo-Zeiten noch auf Black Metal, war ihr Debütalbum „Wolfheart“ ein Meisterwerk des Dark Metal, ehe sie mit „Irreligious“ ins Gothic-Lager wechselten. Bei späteren Alben kamen Einflüsse aus der Folklore („Sin/Pecado“) und aus dem Industrial-Bereich („The Butterfly Effect“) hinzu, ehe mit „Darkness And Hope“ die Rückkehr zum Gothic folgte und „Memorial“ sogar leichte Black Metal-Anleihen aufwies. Das letzte, beinahe schon thrashige Album „Alpha Noir“ war nach dem genialen Gothic Metal-Prachtstück „Night Eternal“ dann doch eine kleine Enttäuschung, da sich trotz starker Songs auf Dauer die Monotonie breit machte – da half auch das Gothic-lastige Bonusalbum „Omega White“ wenig. Umso erfreulicher ist es, dass der zwölfte Band-Output „Extinct“ eines der abwechslungsreichsten Werke in der Geschichte der Portugiesen geworden ist.

Nahezu alle musikalischen Facetten ihrer Karriere – Black Metal und Industrial mal ausgeklammert – lassen sich auf „Extinct“ finden. Handelt es sich beim Opener „Breathe (Until We Are No More)“ noch um eine extrem eingängige Gothic Metal-Hymne mit dezenten Blastbeat-Einsprengseln, erinnert der Titelsong „Extinct“ mit seinen Growl-Einlagen eher an das letzte Album „Alpha Noir“. Folkloristische Einflüsse – insbesondere orientalische – hält das rockige „Medusalem“ bereit. Mit „Domina“ und „The Future Is Dark“ haben es gleich zwei wunderschöne Gothic Rock-Balladen auf das Album geschafft. Hier kann Sänger Fernando Ribeiro mit dem erotischen Timbre seiner Stimme, die nie professioneller klang als auf „Extinct“, voll und ganz punkten.

Zu den weiteren Highlights zählen neben der Sisters Of Mercy-lastigen Gothic Rock-Nummer „The Last Of Us“ auch „Funeral Bloom“ und „A Dying Breed“, die beide wohlige Erinnerungen an das „Darkness And Hope“-Album aufkommen lassen. Schwachpunkte lassen sich auf „Extinct“ nur schwerlich ausmachen – am ehesten wäre es wohl das etwas zu uninspirierte „Malignia“, wo der Hörer durchweg das Gefühl hat, dass hier mehr drin gewesen wäre. Alle anderen Songs des Albums sind mindestens gutklassig – inklusive der in französischer Sprache eingesungenen experimentellen Abschlussnummer „La Baphomette“, die beinahe schon chansonartig daherkommt.

Grundsätzlich fällt auf, dass Moonspell dieses Mal deutlich symphonischer zu Werke gehen als auf den letzten Alben. Dadurch erhält „Extinct“ einen angenehm warmen Klang, der sehr gut zu den größtenteils eingängigen, häufig sogar ohrwurmlastigen Melodien passt. Die-Hard-Fans mögen sich beschweren, dass Moonspell den Metal-Anteil dieses Mal deutlich zurückgeschraubt haben, aber auch sie sollten anerkennen, dass es sich bei „Extinct“ um ein extrem abwechslungsreiches und musikalisch hochwertiges Album handelt, das nicht nur den Großteil der musikalischen Konkurrenz in den Schatten stellt, sondern auch innerhalb der bandeigenen Rangfolge ganz weit oben anzusiedeln ist.

Besser waren Moonspell höchstens auf „Irreligious“ – wobei die beiden Alben nur schwerlich miteinander zu vergleichen sind, da Moonspell anno 2015 auf der einen Seite wesentlich professioneller klingen, andererseits aber auch ein wenig vom damaligen jugendlich-naiven Charme verloren haben. Kritik hin oder her – wer sich 2015 nur ein Gothic Metal-Album kaufen möchte, der sollte ohne zu zögern zum Meisterwerk „Extinct“ greifen.

Moonspell - Extinct

Extinct
VÖ: 06.03.2015
Napalm Records (Universal Music)

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