Sleater-Kinney – No Cities To Love

Sleater-Kinney

In der heutigen Zeit über beinahe zwei Jahre ein Geheimnis dieser Größenordnung zu bewahren, ist ein Kunststück. So war es tatsächlich eine gewaltige Überraschung, als Sleater-Kinney vergangenen Herbst mit der Veröffentlichung ihres Boxsets „Start Together“ ihr Comeback samt neuem Studioalbum ankündigten, nachdem sie zuvor bereits zwei Jahre mit der Idee gespielt und auch geprobt hatten. An der Einstellung des Trios hat sich durch Carrie Brownsteins Medienpräsenz – ihre TV-Serie „Portlandia“ wurde für einen Emmy nominiert – nichts geändert und so macht „No Cities To Love“ letztlich dort weiter, wo Sleater-Kinney ein Jahrzehnt zuvor unterbrachen.

Mit knapp 33 Minuten Spielzeit ist „No Cities To Love“ eine herrlich kurze Platte geworden – ein kleiner Throwback für die drei Damen -, die noch dazu ohne ein einziges Gramm Fett auskommt. „Price Tag“ eröffnet mit desorientiert schrubbenden Gitarren und Janet Weiss‘ gewohnt bissigem, direktem Drumming. Über diesem schroffen, unangenehmen Arrangement singen Brownstein und Corin Tucker über Gier sowie die Folgen des Kapitalismus. Nein, bequem wollen Sleater-Kinney keineswegs sein.

Textlich setzt das Trio auf ein zuvor kaum denkbares Rezept und vermengt Politisches mit Persönlichem. So gibt der Vorbote „Bury Our Friends“ Durchhalteparolen durch, während der nachdenkliche, genussvoll schwerfällige Rausschmeißer „Fade“ auf die Zeit vor der Auszeit reflektiert. Zwischendrin: der hypnotische, kratzbürstige Twang von „Surface Envy“, das ungewohnt verträgliche „Hey Darling“ mit einer entfernt an die Strokes erinnernden Gitarrenmelodie sowie die poppig-kotzige Hymne „A New Wave“.

Gerade nach dem ersten Durchlauf setzt es fragende Blicke, zumal sich das Material auf diesem ach so kurzen Album nicht gleich erschließen will. Es spricht aber für Sleater-Kinney, dass sie – first and foremost – nicht auf Nummer Sicher mit einer einfachen Reunion-Tour gegangen sind, und schließlich eine so kompromisslose Platte geschaffen haben, die sich über Umwege zum Überflieger mausert. Hinter dieser gewohnt kratzbürstig-punkigen Attitüde verstecken sich – musikalisch wie inhaltlich – faszinierende Songperlen; hohe Hitdichte, kein einziges Gramm Fett, perfekt auf den Punkt gemachen. Schönere 33 Minuten wird man in diesem Jahr kaum hören.

Sleater-Kinney - No Cities To Love

No Cities To Love
VÖ: 16.01.2015
Sub Pop (Cargo Records)

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