Dan Mangan + Blacksmith – Club Meds
Dan Mangan verzichtet auf Singalongs und fröhlichen Folk. Kunst, die nicht von politischen Gesichtspunkten beeinflusst wird, gestaltet sich für den Kanadier zunehmend uninteressanter. Kanada galt lange Zeit als Insel der Seeligen – ein Bild, das sich sukzessive ändert. Der durch seine Crack-Exzesse bekannt gewordene ehemalige Bürgermeister Torontos, Rob Ford, ist eine von vielen Figuren, an denen sich der Singer/Songwriter stößt. Gemeinsam mit seiner Band Blacksmith veröffentlicht er „Club Meds“ und bewegt sich damit schrittweise gen melancholische Düsternis.
Sein Händchen für großartige Melodien hat Mangan keineswegs verloren, auch wenn man nun genauer danach suchen muss. „Vessel“, die erste Single, könnte durchaus als Anknüpfungspunkt zum letzten Album funktionieren mit seinem Auftreten, das entfernt an Coldplay erinnert. Auch „Mouthpiece“ ist durchaus hitverdächtig. Abermals sind die Ohrwurm-Qualitäten unter zentimeterdicken Schichten an Nachdenklichkeit und Weltschmerz begraben, über die Mangan mit gefestigter, eindringlicher Stimme singt, beinahe schreit. Die höllische Abfahrt im Refrain wird zum Düster-Pop/Rock-Phänomen zwischen kanadischem Indie und 80s-Stilsicherheit.
„Club Meds“ entfaltet seine volle Strahlkraft erst nach mehreren Durchläufen und will besonders genau studiert werden. So beginnen auch vermeintliche Unscheinbarkeiten, darunter das keineswegs unschuldige „War Spoils“, zu strahlen. Zwischen Echokammer-Vocals und wuchtigem, alles erschütterndem Beat zelebrieren Mangan und Blacksmith Wave-Slowfood par excellance. Ähnlich zurückhaltend, beinahe Radioheadesk ist „A Doll’s House Pavlovia“ mit seinen schier endlosen Feedback-Wellen und großartiger, verstörender Melodieführung – vielleicht der beste Song dieser Platte; ein Album-Track im besten Sinne.
Zwischen nüchterner Betrachtung, Nachdenklichkeit und offenkundigen Schmerzen legt Dan Mangan seine bislang interessanteste Platte vor. „Club Meds“ ist ein mehrschichtiges Kunstwerk ohne echte Ausfälle (wenn auch mit ein wenig Füllmaterial, so ehrlich muss man sein, gerade gen Ende des Albums) und einer faszinierenden Bandbreite an Ideen. Gemeinsam mit Blacksmith legt der Kanadier einen ersten Paukenschlag für das neue Jahr hin, eine Liebeserklärung in verschiedensten Grau-Schattierungen.
Club Meds
VÖ: 09.01.2015
City Slang (Universal Music)
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