Terminal Sound System – Dust Songs
Längst ist Skye Klein seiner schäbigen Lagerhalle in Melbourne entwachsen und lässt sein Projekt Terminal Sound System von Album zum Album wachsen. Auch dieses Mal hat sich – im Vergleich zum im Vorjahr erschienenen „A Sun Spinning Backwards“ – einiges getan. Die durchaus an Amon Tobin erinnernden Soundscapes wurden umgeschichtet, Gesang und geloopte Gitarren stehen nun im Vordergrund. „Dust Songs“ konzentriert sich auf eine krude Mischung aus Drone, Ambient und Industrial für unruhige Geister.
Das Ergebnis: gleichermaßen harmonisch und zerstörerisch. Klein setzt plötzliche Zäsuren und kurze Aussetzer als bewusstes Stilmittel ein, bricht eine Idee mitten in ihrer Entstehung ab und setzt an einem anderen Punkt an, sondert Störsignale ab, die so klingen, als würde sich die Stereoanlage verabschieden. Wirklich laut und heavy wird es nur selten, das Grande Finale „Morning Star“ darf sogar als Ausreißer bezeichnet werden mit seiner kruden Mischung aus Post-Sludge und Drone, die an eine längst überfällige Begegnung von Neurosis und Sunn O))) erinnert – schwer verdauliches, hochgradig faszinierendes Kopfkino.
Dennoch überwiegen die stillen Momente, der vorsichtige Aufbau, trostlose Elektronik, Staub und Asche. „Silver Minds“ ist typisch für „Dust Songs“, lässt eine stark entstellte Gitarre auftreten, die auf ihrem vermeintlichen Höhepunkt eine scharfe, betonte Zäsur erfährt; Soundtrack-ähnliche Electro-Soundscapes folgen. „Shadows“ beginnt ruhig, nachdenklich mit beinahe geflüsterten Vocals. Die bedrohliche Stimmung erinnert gar an Tool und, tatsächlich, bricht im Mittelteil wuchtiges, metallisch-entstelltes Unheil über den Terminal-Mikrokosmos; nur um nach einem abermaligen Zusammenbruch wieder ruhig, beinahe unscheinbar zu fließen.
Ohne Frage ist für Klein der Weg das Ziel, die überraschende, plötzliche Wende seine bevorzugte Spielwiese. Seine „Dust Songs“ wabern, lärmen, flüstern, umarmen, stoßen weg, kratzen, beißen, liebkosen, kuscheln. Scharfe Abbrüche, plötzliche Szenenwechsel und eine durchaus avantgardistische Schnitttechnik geben dem neuen Terminal Sound System-Album einen durch und durch cineastischen Touch. Von gewohnt großer Klasse ist dieses Hörspiel allemal.
Dust Songs
VÖ: 12.12.2014
Denovali Records (Cargo Records)
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