Max Jury – All I Want / Something In The Air
Des Moines, Iowa, das ist eigentlich Slipknot-Territorium. Vielleicht muss man künftig aber auch an Max Jury denken. Der 21jährige Singer/Songwriter ist noch ein Geheimtipp, könnte 2015 aber durchstarten und wird von der einschlägigen Fachpresse bereits entsprechend gefeiert. Sind solche Vorschusslorbeeren auch gerechtfertigt? Grund genug sich den beiden bisherigen EPs Jurys anzunehmen, die hierzulande auch digital erschienen sind: „All I Want: The Sonic Factory Sessions“ und „Something In The Air“, beide über Marathon Artists erhältlich.
Irgendwo zwischen Singer/Songwriter und Indie Pop/Rock mit Jurys allgegenwärtiger Slacker-Attitüde präsentiert sich das bisher veröffentlichte Material. „All I Want“ ist die Zusammenfassung gleich zweiter Vinyl-Releases und hat den größten Hit des jungen Musikers am Start: „Black Metal“ ist eine großartige, vielschichte Songperle mit ein wenig Herzschmerz und einem Mädchen, das eben nicht Rock’n’Roll oder Soul hört, sondern klirrend kalten, rasselnden, bevorzugt norwegischen Metal. Im dazugehörigen Video darf natürlich das obligatorische Corpsepaint nicht fehlen, ist aber bestenfalls (Anti-)Farbtupfer eines großartigen Sommersongs mit herrlich relaxter, unnachahmlich schwereloser Atmosphäre.
Nein, der Rest des Materials kann nicht mithalten, was aber auch nicht sein muss. „All I Want“ lässt die Gitarre ordentlich aufheulen, bewegt sich aber überwiegend im gemächlichen Piano-Pop/Rock-Bereich mit gefühlsduseligem Refrain. „Change Your Mind For Me“ wird zum unverschämt eingängigen Radiosong mit verschmitztem Lächeln, während „Killing Time“ den Geist der 60s und 70s heraufbeschwört. Abermals treffen Klavier und Gitarre aufeinander, dürfen jeweils kleinere Akzente setzen und kurz aufbegehren.
„Something In The Air“ klingt deutlich größer und ausproduzierter – ein ganz anderer Reiz, dem der Titelsong mit einer großartigen Halb-Ballade zwischen Soul, Country und Folk begegnet. „Christian Eyes“ verliebt sich in warme Gitarrenklänge, ein wenig Schweremut und ein überraschend lautes, intensives Finale. Daneben wirkt „Crooked Time“ beinahe unbedeutend, zeigt in seinen stillen Momenten aber wahre Größe: weinende Blechbläser, beseeltes Understatement und butterweiche Vocals bewegen.
Ohne Frage ist und bleibt „Black Metal“ Max Jurys bislang stärkster Song und hätte durchaus das Potential zum großen Sleeperhit, wie es einst „California“ für Phantom Planet oder „Pumped Up Kicks“ für Foster The People wurde. Der junge US-Amerikaner hat abseits dieses eindrucksvollen Frühwerks aber noch wesentlich mehr zu bieten, nämlich eine breite musikalische Palette mit emotionalem Tiefgang und einem Hang zu Klassikern. Ohne Frage fehlt Jury auf der Longlist für den BBC Sound of 2015, und das eklatant.
Max Jury @ Facebook