Macy Gray – The Way
Vor 15 Jahren stieg Macy Gray mit „I Try“ in die deutschen Single-Charts ein und schickte zwei weltweit erfolgreiche Alben – „On How Life Is“ und „The ID“ – hinterher, bevor sie sich einen kleineren Flopp erlaubte und vermehrt zur großen Leinwand hingezogen fühlte. Seither backt die dreifache Mutter kommerziell kleinere Brötchen, zeigt sich musikalisch aber nach wie vor von ihrer Schokoladenseite. „The Way“ – ihr achtes Studioalbum, wenn man den Stevie Wonder-Tribute „Talking Book“ miteinrechnet – hat sämtliche Erfolgszutaten eben jener bestens verkauften Platten.
Gray feuert die drei Singles gleich zu Beginn ab und fährt damit einen Volltreffer nach dem anderen ein. Dabei könnten die Songs unterschiedlicher kaum sein. „Stoned“ setzt auf Gefühl, Understatement und mächtige Percussion. Das Ergebnis ist ein brodelnder, angenehm moderner Kapitalschlag mit dezent melancholischen Untertönen. „Bang Bang“ hingegen bietet Soul-Rock und damit brodelnden Sex in unverfälschter Form. Die Gitarre im Refrain scheint in einem lethalten Cocktail zu ersaufen. Danach kommt „Hands“, der potentielle Radiohit: RnB-Pop, fluffige Melodien, Funk-Einschlag und der gut gelaunte Post-Motown-Chor treiben die Mundwinkel unweigerlich nach oben.
Ganz so spektakulär geht es zwar nicht weiter, echte Stinker sucht man aber ebenso vergebens. Selbst das schleppende „The Way“ und das nicht minder dünne „First Time“ stören auf Albumlänge nicht. Etwaige Zweifler werden mit dem smoothen, verschwitzten Soul-Track „Me With You“ besänftigt, ein pulsierender Husarenritt mit abermalig verruchter Club-Atmosphäre. Direkt dahinter: „Need You Now“, ein weiterer gut gelaunter Party-Track mit Pop-Einschlag und witzigen Backings – bedingt originell, wohl aber unterhaltsam.
Der erhofft große Wurf ist „The Way“ nicht, wohl aber ein durch die Bank unterhaltsames Album mit einem fantastischen Eröffnungsdrittel, das es selbst mit der kommerziell erfolgreichste Phase Grays locker aufnehmen kann. Das legendäre Reibeisen der dreifachen Mutter erklingt – wenn auch längst nicht mehr im Radio oder gar in den Hitlisten – in bestechender Form, die Songs stimmen über weite Strecken ebenso. Der Weg ist und bleibt das Ziel für Macy Gray, eine Rückkehr zur Punktladung ihres Karriereanfangs wäre ihr zu gönnen.
The Way
VÖ: 10.10.2014
Happy Mel Boopy Touring (Rough Trade)
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