Kiasmos – Kiasmos
Die überaus umtriebigen Ólafur Arnalds und Janus Rasmussen ließen ihre verschiedenen Solo-Aktivitäten und weiteren Projekte ruhen, um sich voll und ganz auf die gemeinsame Electro-Spielwiese Kiasmos zu konzentrieren. Was sich bereits auf der gemeinsamen EP „Thrown“ angedeutet hatte, wird nun auf dem eponymen Full-Length-Debüt verdichtet: smarte Electronica, ein wenig Techno und weitläufige, unwahrscheinlich entspannte Klangflächen zwischen Chicane und Underworld.
Das Ergebnis: eine Schnittmenge der jeweiligen Solo-Aktivitäten. Árnalds‘ klassisch motivierten Pianoklänge treffen auf Rasmussens Electro-Pop mit großzügigen Synthi-Flächen. Natürlich ist auch „Thrown“, die vertraute Konstante, mit dabei, sauber gen Album-Mitte eingebettet und mit seinen neun hypnotisierenden Minuten nach wie vor Prunkstück des Kiasmos’schen Schaffens. Geboten wird allerdings viel mehr. Verlieben kann man sich bereits in den Opener „Lit“. Der zart aufbrandene Wellengang mit schlichtem, verschachteltem Beat ist wie geschaffen für die „Milchbar“-Sampler-Reihe.
Mit fortlaufender Spieldauer scheinen die Tracks ineinander zu fließen, und das nicht nur ob des fliegenden Übergangs von „Lit“ zum nicht minder entspannten, wohl aber deutlich verspielteren „Held“ – mit seinen an Klassik-Motiven angelehnten Synthis eines der Highlights dieses Debüts. Etwas lauter und wuchtiger wird es erst in der zweiten Albumhälfte. „Bent“ wirkt geradezu schrill, die schneidenden Synthis haben EBM-Qualitäten und stehen im scharfen Kontrast zu den abermals an Chicane erinnernden Melodien. Auf Basis dieses Kontrastes stürzen sich Kiasmos schließlich in den durchwachsenen Abgang „Burnt“, der wahllos Klangflächen und Ideen gegen eine Wand wirft, um zu sehen, was haften bleibt.
Es ist eine kleine Dosis Menschlichkeit, ein überraschender wie auch humaner Durchhänger, der gegen Geschmacksicherheit steuert und letztlich auf einen nicht zu vergessenden Faktor hinweist: Kiasmos, obwohl es sie bereits fünf Jahre gibt, veröffentlichen erst ihr Debütalbum und stecken noch mit einem Bein in der musikalischen Findungsphase. Verübeln will man ihnen das nicht, denn der Spagat zwischen Electronica, entspannten Synthi-Flächen und aggressiven Ausritten macht Lust auf mehr, auf weitere Studiosessions von Arnalds und Rasmussen.
Kiasmos
VÖ: 31.10.2014
Erased Tapes (Indigo)
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