Childhood – Lacuna

Childhood

Was macht man, wenn man mit dem Gedanken spielt, eine Band zu gründen, sich bis dato aber nicht dazu durchringen konnte? Richtig, man erzählt jedem, der es hören will, von den ersten gemeinsamen Songs. So oder so ähnlich wanderten Ben Romans-Hopcraft und Leo Dobsen vor etwas über zwei Jahren über den Campus ihrer Universität und schwärmten Freunden von Childhood vor. Hinter der Großmäuligkeit steckt tatsächlich Substanz, denn wenig später, nach der Veröffentlichung eines gemeinsamen Songs, wurde aus dem Hirngespinst eine Band, die nun einen Plattenvertrag hat und das Debütalbum „Lacuna“ veröffentlicht.

Jene Initialzündung, jener erste Track ist „Blue Velvet“, das in einer neuen Version das Album eröffnet. Von diesen viereinhalb Minuten auf den Rest des Albums zu schließen, ist jedoch ein Fehler: Childhood wildern in den verschiedensten Gefilden mit wachsender Begeisterung. Aber der Reihe nach: Der runderneuerte Opener becirct mit seinen flirrenden Gitarren, dem weichen, schwebenden Midtempo-Arrangement und den nicht minder samtenen Vocals. Im Refrain zitieren die Briten für wenige Sekunden die mittlerweile abgeflaute Glam-Pop-Welle rund um Empire Of The Sun, The Naked And Famous sowie MGMT. Dem Sommer wird die letzte Ehre erwiesen.

Bereits mit dem folgenden „You Could Be Different“ sind Childhood mindestens drei Ecken weiter, auch wenn sich die Grundstimmung nur bedingt ändert. Nach wie vor schwebt das Quartett luftig leicht über der Erde, grinst verschmitzt und kokettiert mit verwachsener Psychedelia. Die Gitarren sind bloß präsenter, ein wenig Post-Britpop wird angedeutet. Ebenfalls nicht zu verachten ist das offenkundige Faible für Krautrock. „Chiliad“ und „When You Rise“ vermischen sich in diesem Prog-Nebenschauplatz, abermals von psychedelischen Klängen unterstützt und dabei wie ein Kaleidoskop leuchtend.

Am anderen Ende des Spektrums: Dream-Pop/Rock mit radiotauglichem Chorus („Sweeter Preacher“), gutgelaunter Britrock („Solemn Skies“) und ein finaler Salut an Supergrass sowie die wieder tourenden Psychedelic Furs („Right Beneath Me“). Hier liegt auch die anfängliche Schwierigkeit mit „Lacuna“ begraben: Das Debüt der vier Briten bedient viele Äcker, das letztliche Ziel, der gemeinsame Nenner kristallisiert sich nur spät heraus. Bleibt man dran, zeigt man ein wenig Geduld, so wird man mit einem letztlich kurzweiligen Debüt belohnt, das häppchenweise Überzeugungsarbeit leistet. Ehe man sich versieht, ist man Childhood verfallen. Gegenmittel: Fehlanzeige.

Childhood - Lacuna

Lacuna
VÖ: 03.10.2014
Marathon Artists / PIAS (Rough Trade)

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