The Kooks – Listen
2006 waren The Kooks in aller Munde. Ihr Debütalbum „Inside In/Inside Out“ warf einen Hit nach dem anderen ab und machte das Quartett zu Liebkindern des jüngeren Indie-Publikums. Die vom unbeholfenen Teenie-Image angezogenen Kritiker fühlten sich bestätigt, als die beiden Folgeplatten kaum neue Ideen zu bieten hatten und Lineup-Wechsel das Bandgefüge ordentlich durcheinander wirbelten. Ungemein lässig schütteln The Kooks die Seuche ab und legen mit „Listen“ ein überraschend ambitioniertes Werk vor.
Hinter den Reglern saß HipHop-Produzent Inflo aus London, auf den Frontmann Luke Pritchard via Soundcloud stieß. Das Ergebnis der Zusammenarbeit rückt vom bisherigen Schaffen der Briten ab und behält vor allem das Händchen für Hits bei. Angefangen hat die Kollaboration mit „Around Town“, das passenderweise auch zu Beginn des Albums platziert wurde. Die Rhythmusabteilung wirkt ungemein funky, gerade der Bass strahlt angenehme Präsenz aus. Rundherum: laute Chöre als Pop-Version von Kasabian, eingängiger Refrain und ein wenig Party.
Gefeiert wird auf diesem vierten Studioalbum gerne und ausgiebig. „Forgive And Forget“ hat die Gitarren sämtlicher Indie-Sommerhits der letzten beiden Dekaden zusammengeklaut und mit Handclaps verbunden – ein gleichermaßen perfides wie unterhaltsames Muster. Dazu: der Foals-Funk-Pop von „Down“ (Everything Everything und Michael Jackson lassen grüßen), das übertrieben gut gelaunte Finale „Sweet Emotion“ und „It Was London“, ein House-Party-Track mit Santana-Gitarren über die London Riots.
Nebst ein wenig Füllmaterial verfahren sich The Kooks einzig in „See Me Now“. Pritchard selbst sprach von gewissen Hemmungen eine Ballade an seinen Vater zu richten, der verstarb, als der Sänger noch klein war, und lässt den Track in Kitsch und Pathos ersaufen. Es ist ein seltener Fehlgriff auf einer ansonsten unterhaltsamen Platte, mit der sich die Briten aus ihrer kreativen Talsole spielen und zum Pop-Appeal ihres Debüts zurückfinden. Die funkige Neuausrichtung tut The Kooks hörbar gut – so stark waren sie zuletzt vor acht Jahren.
Listen
VÖ: 05.09.2014
Virgin EMI (Universal Music)
The Kooks @ Home | @ Facebook
„Listen“ @ Amazon kaufen