The Drums – Encyclopedia

The Drums

Der Ausstieg von Connor Hanwick setzte ein dickes Fragezeichen hinter das Fort- und Überleben von The Drums. Jonny Pierce und Jacob Graham nahmen sich eine Auszeit, und machen jetzt als Duo weiter – so wie einst auf der Debüt-EP „Summertime!“. Dennoch ist ihr neues, drittes Album von einer gewissen Düsternis und Schwere umgeben. Auf „Encyclopedia“ kämpfen The Drums mit Verletzlichkeit, Sehnsucht, Verlust und Liebe, und wagen sich musikalisch gen neue Ufer.

Ein zweites „Let’s Go Surfing“ findet man freilich nicht, die musikalische Unbeschwertheit – textlich gab es diese nie – wird von Nebeldecken verhüllt. Zudem versprüht der Opener „Magic Mountain“, gleichzeitig die erste Single, einen unerwarteten Weirdness-Faktor. Piece singt, schreit über einen schroffen Gummitwist, der zunehmend an die Liars erinnert, wenn auch mit lichten Momenten. Nach diesem gewöhnungsbedürftigen, mit zunehmenden Durchläufen attraktiven Startschuss fahren The Drums in den sicheren Hafen ein. „Let’s Go Pretend“ spielt den Klammerblues mit einem smoothen, von singenden Gitarren durchgezogenen Midtempo-Arrangement. Der schräge Instrumentalteil mit College-Verzerrung huldigt den Pixies.

Gegensätze ziehen sich auf „Encyclopedia“ an. „U.S. National Parks“, diese zuckrig-komische Wave-Pop-Ballade mit zynischen Untertönen, steht problemlos neben dem überbrandenden, energisch rockenden „Let Me“, das seinerseits auf den 80s-Lounge-Track „Wild Geese“ trifft. Schräg ist das allemal und zeigt, dass The Drums – wie eigentlich immer – bevorzugt sämtliche Ideen in ihrem Kopf auf einen Haufen zusammenwerfen, diese anzünden und rundherum tanzen. Kleinere Hits gibt es dennoch, auch wenn man diese genau suchen muss. Das behäbige, mitleidige „I Hope Time Doesn’t Change Him“ und der erhabene Rocker „There Is Nothing Left“ könnte man neben dem bereits erwähnten „Let’s Go Pretend“ auch abseits des Albums in Rotation belassen.

Weite Teile dieser dritten Platte funktionieren tatsächlich nur im Ganzen, als geschnürtes Paket, so viel Raum auch zwischen den musikalischen Extremen liegen mag. Auf „Encyclopedia“ probieren The Drums prinzipiell alles aus und spielen sich damit aus einem kleinen Loch. Das ist nicht immer besonders schön anzuhören, kann schon mal ordentlich aufs Gemüt schlagen, doch letztlich ist das Duo einfach zu sympathisch, als dass man ihnen diesen eigennützig ausgerichteten Exkurs wirklich verübeln könnte. An die beiden ersten Alben kommen Pierce und Graham dennoch nicht ganz heran.

The Drums - Encyclopedia

Encyclopedia
VÖ: 26.09.2014
Minor Records / INgrooves (Rough Trade)

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