The/Das – Freezer

The/Das

Techno geht auch ganz entspannt. Das bewiesen The/Das bereits auf zwei EPs („Fresh Water“ in 2012 und „Speak Your Mind Speak“ in 2013) und tun dies auch auf ihrem Debüt auf Albumlänge. „Freezer“ ist dabei aber nur auf den zweiten Blick ein Longplayer. Denn das Album enthält nur acht Songs, bringt es aber dennoch auf eine Spielzeit von 44 Minuten. Auf eben dieser Dreiviertelstunde präsentiert das Musikprojekt um Produzent Anton Feist und Sänger Fabian Fenk ihre „Techno Tenderness“.

Den Auftakt macht die Vorab-Single „My Made Up Spook“. Entspannte Electro-Beats wabern durch die Luft und werden immer lauter, als würde man sich einem Konzert nähern. Dann ist da Fabian Fenks Gesang, der zwar relativ warm und voluminös ist, aber gleichzeitig unglaublich zerbrechlich und traurig wirkt. Schon steht das Grundgerüst der „Techno Tenderness“, wie das Duo seinen Musikstil beschreibt. So einfach ist es dann aber doch nicht. Während eine dezente, verträumte Pianomelodie aus „My Made Up Spook“ eine äußerst weiche Nummer macht, zeigt sich „Miami Waters“ wesentlich düsterer. Wie bei einem nächtlichen Waldspaziergang umgibt die aktuelle Single eine fast unangenehme Spannung. Je intensiver man in den Wald hineinhorcht, desto mehr dumpfe Beats und Industrial-Sounds in der sonst so spartanischen Instrumentierung fallen auf. Auch Fenks außergewöhnliche Stimme vermag es nicht, der Produktion ihre Unbehaglichkeit zu nehmen.

Wesentlich fröhlicher ist „Operation Of Chance“ zwar nicht, überzeugt aber durch seine Eigenwilligkeit. Schon am Anfang des Songs ist der Titel Programm. Die Abfolge der verschiedenen Klänge und Geräusche wirkt zufällig. Doch dann setzt mit einer vergleichsweise relativ dominanten Bassline die wohl gefälligste Melodie des Albums ein, die von Vocals begleitet wird. Wer bis hier von einem klassischen Songaufbau ausging, den belehrt Feist spätestens im Mittelteil eines Besseren. Eine ebenfalls eingängige Folge von dumpfen Drums läutet das zweiminütige Ende einer Nummer ein, die durchaus als Konzept-Song beschrieben werden kann.

Gesangliche Höhepunkte setzen The/Das vor allem bei den ruhigeren Nummern. Während Fenk bei „Somebody Is“ noch das Vocal-Monopol besitzt, überzeugt er bei „Receiver“ zusammen mit einer Gastsängerin. Gerade „Receiver“ tanzt durch seinen extremen Fokus auf den Gesang und seine Bedächtigkeit aus der Reihe, fügt sich aber dennoch bestens in das Gesamtwerk ein.

Was ist sie nun also, die „Techno Tenderness“? Auf jeden Fall kein Gefrierschrank, wie es der Titel des Albums suggeriert. Obwohl sich die Stimmung auf „Freezer“ zwischen traurig und düster bewegt, wirkt sie nie unterkühlt. Faszinierend ist auch die Tatsache, dass man nach einem Durchlauf nur eine leise Ahnung davon hat, was für Musik The/Das machen. Bei jedem weiteren Hören fallen neue Elemente in den Produktionen von Anton Feist auf, die vorher unentdeckt geblieben sind. Für den begeisterten Musikhörer ist das mit Sicherheit ein Ohrenschmaus, für die breite Öffentlichkeit allerdings wahrscheinlich zu langwierig.

The/Das - Freezer

Freezer
VÖ: 22.08.2014
Sinnbus (Rough Trade Distribution)

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